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Göttingische
gelehrte Anzeigen.
Unter der Aufsicht
der königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der zweyte Band
auf das Jahr 1829.

Göttingen,
gedruckt bey Friedrich Ernst Huth.

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Die öconomische Aufgabe für den dießjäh-
rigen November

über die Mängel, die sich in den mehr-
sten Gegenden von Norddeutschland bey
dem Flachsbau finden, nebst Angabe der
Maßregeln zur Verbesserung desselben etc.

ist dießmahl unbeantwortet geblieben, wird aber,
wie unten gesagt werden soll, für einen künfti-
gen Termin von neuem aufgegeben.

Folgendes sind nun die beiderley Preisfragen
für die nächstkommenden Jahre:

Zuerst die von den einzelnen Classen für den
Hauptpreis:

Auf den November künftigen Jahres
von der physischen:

De D. Civialis methodo calculorum de-
misso in urinae iter instrumento, quod
Lithotriteur nominatur, in vesica uri-
naria comminuendorum, et ex illa frag-
mentorum forcipe extrahendorum, quid
judicandum sit? – utrum Lithotomia nunc
carere possimus, aut non? Si non, –
quando isti methodo novae? quando Li-
thotdmiae locus sit?

Beurtheilung von des D. Civiale's Me-
thode die Harnblasensteine mittelst seines
Lithotriteurs in der Blase zu zerstückeln,
und die Fragmente davon mittelst der
Zange auszuziehen. Ob sie nun den Stein-
schnitt entbehrlich mache oder nicht? Wo
nicht, unter welchen Umständen dann jene
neue Methode, oder aber der Steinschnitt
den Vorzug verdiene?

[Seite 1950]

Für den November 1831 von der ma-
thematischen
Classe:

Quaeritur adhuc in astronomia practica
modus determinandi aciem lucis corporum
coelestium, siquidem methodi hactenus eo
scopo propositae parum ei satisfecerunt.

Cum vero non uno respectu utilissimum
foret diversas gradationes lucis stellarum et
mutationes cui obnoxia est, certo et facile
dijudicare,

desiderat R.S. nova curatis explicationi-
bus illustrata consilia ad tales principiis
photometricis nixos apparatus, quorum ope
diversi gradus luminis fixarum certo, con-
venienter et faciliter dijudicari et deter-
minari possint, ita ut ex plena exposi-
tione observationum et quae exin sequun-
tur consectariorum in stellis diversae mag-
nitudinis demonstratorum, certum in istis
apparatibus dignoscere et dijudicare liceat.

In der practischen Astronomie mangelt
es noch immer an einem Mittel zur
sichern Bestimmung der Lichtstärke der
Himmelkörper, und die früher zu diesem
Zwecke in Vorschlag gebrachten Vorrich-
tungen haben sich in der Anwendung
wenig brauchbar gezeigt.

Da es jedoch von vielfachem und gro-
ßem Nutzen seyn würde, die verschiede-
nen Abstufungen des Sternenlichtes und
die darin statt findenden Veränderungen
mit Sicherheit und Leichtigkeit beurthei-
len zu können:

so wünscht die Königliche Societät
neue, durch vollständige Beschreibun-
[Seite 1951] gen erläuterte Vorschläge zu solchen
auf photometrischen Grundsätzen beru-
henden Vorrichtungen zu erhalten, mit-
telst welcher die verschiedenen Grade
des Lichts der Fixsterne mit Sicher-
heit, Gleichförmigkeit und Leichtigkeit
beurtheilt und festgestellt werden kön-
nen, und deren Leistungen aus einer
ausführlichen Darlegung der Resultate,
die aus ihrer Anwendung auf Sterne
von den verschiedensten Größen erhal-
ten worden sind, sich erkennen und be-
urtheilen lassen.

Und nun eine neue Preisfrage für den No-
vember
1832 von der historisch-philolo-
gischen
Classe:

Quum nostra aetate insigniter aucto lite-
rarum orientalium studio et indies patescen-
tibus novis thesauris orientis literariis, haud
parum intersit nosse, quid occidenti de-
beat oriens, optat Societas Regia, ut colli-
gantur notitiae de versionibus auctorum
Graecorum Syriacis, Arabicis, Armenicis,
Persicis, quarum versionum historia accu-
rata adhuc caremus.

Doceatur igitur, quinam libri, in quam
linguam, a quibusnam et quo tempore e
Graeco translati sint. Porro an extent, et
ubinam harum versionum exempla manu-
scripta. Editiones denique quae extant, ac-
curate recenseantur.

Da es bey dem ansehnlichen Zuwachs
welchen das Studium der morgenländi-
schen Literatur in unserer Zeit erhalten
hat, und wozu sich täglich neue literari-
[Seite 1952] sche Schätze des Morgenlandes öffnen,
wichtig ist zu wissen, was hierin das
Morgenland dem Abendlande verdankt,

so wünscht die Königliche Societät, daß
die Nachrichten von Uebersetzungen
griechischer Schriftsteller ins Syrische,
Arabische, Armenische, Persische, von
welchen es noch an genauer Notiz
mangelte, gesammelt werden mögen.

Man zeige also genau welche jener
Werke in welche der gedachten Spra-
chen, und von wem und wann aus
dem Griechischen übersetzt worden? so
wie auch ob und wo sich Handschrif-
ten davon, oder schon Ausgaben der-
selben finden?

Der auf jede dieser Hauptaufgaben gesetzte
Preis ist von funfzig Ducaten, und der
Termin, wann die Schriften die dazu concur-
rieren wollen, eingesandt seyn müssen, ist der
letzte September der bestimmten Jahre.

* * *

Nun die von der Königl. Societät für die
nächsten vier Termine aufgegebenen öconomi-
schen
Preisfragen, welche in frühern Stücken
der dießjährigen Anzeigen schon ausführlicher
bekannt gemacht worden.

Für den Julius 1830:

‘Welche Einrichtung müssen technische
Lehranstalten (sogenannte polytechnische
Institute, Gewerbschulen, Handwerks-
schulen) haben, damit sie ihren Zweck,
eine angemessene, theoretisch-practische
[Seite 1953] Ausbildung der Gewerbetreibenden zu be-
wirken, bestmöglichst erfüllen können?’

(s. gel. Anz. S. 1243 u.f.)

Für den November desselben Jahrs:

‘Eine möglichst vollständige und auf
Erfahrung gegründete Anleitung, wie die
natürlichen und künstlichen Schafweiden
am besten zu cultivieren und zu verbessern,
und wie die letzteren in unserem Clima
am vortheilhaftesten anzulegen sind?’

Für den Julius 1831:

‘Eine vollständige Darstellung und auf
Erfahrungen gegründete Prüfung der
Methoden, welche man in verschiedenen
Ländern und Gegenden bey der Kno-
chendüngung anwendet.’

(s. gel. Anz. S. 1245 u.f.)

Und nun, wie gedacht, vom neuen für den No-
vember
jenes Jahrs:

‘Eine gründliche Erörterung der Män-
gel, die sich in den mehrsten Gegenden
von Norddeutschland bey dem Flachsbau,
finden, nebst Angabe der Maaßregeln,
wodurch derselbe wesentlich verbessert wer-
den könnte, um das zu erzielende Pro-
duct, bey Güte des in den Niederlanden
gewonnenen, möglichst zu nähern.’

(s. gel. Anz. S. 1242)

Der auf jede dieser Aufgaben ausgesetzte Preis
ist von zwölf Ducaten,

Und der gesetzliche Termin der zur Concurrenz
einzusendenden Schriften das Ende des Mays
und des Septembers jedes Jahrs.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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