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Göttingische
gelehrte Anzeigen.
Unter der Aufsicht
der königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der erste Band
auf das Jahr 1826.

Göttingen,
gedruckt bey Friedrich Ernst Huth.

Göttingen.

[Seite 1929]

Am 25. vorigen Monats feyerte die Königliche
Societät der Wissenschaften ihren Jahrstag, den
75sten seit ihrer Stiftung.

Die Vorlesung des zeitigen Director, Herrn
Hofraths Himly, betraf hydrocephali huma-
ni casum memorabilem
, wovon ehestens aus-
führliche Nachricht ertheilt werden wird.

Hier indeß das Wesentliche aus dem Jahres-
berichte, den hieraus Herr Obermedicinalrath
Blumenbach von den Vorfällen und Verän-
derungen bey der Societät seit dem vorjährigen
Anniversarium abstattete.

Das jährige Directorium war an Michaelis
vom Herrn Hofrath Tychsen in der historisch-
philologischen Classe auf Herrn Hofrath Himly
in der physischen übergegangen.

Durch den Tod hat die Societät in Jahres-
frist verlohren:

unter ihren Ehrenmitgliedern: Se. Exc.
den Grafen Max. Jos. Ossolinsky, K.K.
[Seite 1930] wirkl. Geheimen-Rath und Präfecten der K.K.
Hofbibliothek.

Von ihren auswärtigen Mitgliedern:

1. in den Königl. Deutschen Landen

Hofr. Thielem. Doth. Wiarda, Land-
Synd. zu Aurich.

2. im Auslande aber:

Nic. von Fuß, K. Russ. Staatsrath und
beständigen Secretair der K. Acad. der Wissen-
schaften zu St. Petersburg. – G. Fr. Hoff-
mann
, K. Russ. Staatsrath und Prof. zu
Moskwa. – Jos. Piazzi, Prof. der Astrono-
mie und Dir. der Sternwarte zu Palermo. –
Friedr. Freyh. von Hövel, K. Preuß. Kam-
mer-Präsidenten in der Grafsch. Mark – und
J.D. Barbie du Bocage, Mitgl. der Acad.
der Inschriften zu Paris.

Und von Correspondenten:

Matth. Norberg, K. Schwed. Canzleyrath
zu Upsala. – G.H. Noehden, LL. D. und
Assistenten beym Brittischen Museum in Lon-
don. – und Jul. von Yelin, K. Baierschen
Oberfinanzrath und Academiker zu München.

Dagegen waren ernannt:

zum Ehrenmitgliede:

Se. Durchl. der Prinz Maximilian zu
Wied
.

zu Mitgliedern:

Die Herren: C.E. Adolf von Hoff, Her-
zogl. Sächs. Geh. Assistenzrath zu Gotha. – C.
Asmund Rudolphi, K. Preuß. Geh. Medi-
cinalrath und Prof. zu Berlin. – Sam. Gottl.
Vogel, Großherz. Schwerinscher Geh. Medici-
nalrath und Prof. zu Rostock. – Nic. Vau-
quelin
, Prof. der Chemie am naturhistorischen
Museum und Mitgl. der Königl. Academie der
Wiss. zu Paris. – Jac. Berzelius, beständ.
[Seite 1931] Secretair der Acad. der Wiss. zu Stockholm. –
H.C. Oerstedt, beständ. Secretär der Soc.
der Wiss. zu Kopenhagen. – Diese für die phy-
sische
Classe. So für die mathematische:
Fr. W. Bessel, Professor und Director der
Sternwarte zu Königsberg. – Dav. Brewster,
beständiger Secretair der K. Soc. der Wiss. zu
Edinburgh. Und für die historisch-philolo-
gische
: – Raoul Rochette, Mitgl. der K.
Acad. der Wiss. zu Paris, und – Ph. W. van
Heusden
, Professor zu Utrecht.

Zu Correspondenten:

Die Herren: C. Sigism. Kunth, Prof.
und Corresp. der K. Acad. der Wiss. zu Paris. –
Sir Astley Cooper, Präsid. der med. chirurg.
Soc. in London. – Benj. Travers, Wund-
arzt am St. Thomas Hospital daselbst. – Ed.
Turner, M. D. und Mitgl. des K. Colleg.
der Aerzte zu Edinburgh. – J.F. Champol-
lion
der jüngere, zu Paris. und – G. Dorn-
Seiffen
, Dr. philos et. jur. zu Utrecht.

* * *

Nun zu den von der K. Societät auf den dieß-
jährigen November aufgegebenen beiden Preis-
fragen
:

Für den Hauptpreis verlangte die histo-
risch-philologische Classe:

Investigationem accurationem antiquissi-
morum Germaniae tumulorum et sepul-
crorum, praetermissis plane recentioribus
,
Romanis aliisque – wozu die nähern Bestim-
mungen zu wiederholten Malen in diesen Blät-
tern (immer in einem Decemberstücke der drey
letztern Jahre) bekannt gemacht worden. Aber
sehr unerwartet ist die Aufgabe unbeantwortet
geblieben. Und eben so auch die ökonomische für
[Seite 1932] den gleichen Termin: über die beste Cultur
und Verbesserung der Schafweiden;
die je-
doch unten nochmals vorkommen wird.

* * *

Indeß müssen wir nun die Preisfragen für die
nächsten Jahre, theils wiederholt, theils jetzt
zum ersten Male ankündigen.

Zuerst die für den Hauptpreis.

Auf den November künftigen Jahres
von der physischen Classe:

Ad quaenam momenta maxime attendere
oporteat in experimentis quibus nuper ope
pneumometrorum a Kentishio aliisque in-
ventorum, capacitatem pulmonum respiran-
tium in statu sano et morboso definire stu-
duerunt; et quali usui exploratio ope
eiusmodi instrumentorum instituta in inve-
stigandis morbis organorum respirationis esse
possit
.

Welche Nebenverhältnisse müssen berück-
sichtigt werden bey den Versuchen, durch
den Lungenmesser von Kentish oder ähn-
lichen die Capacität der Lungen für Luft
im gesunden und kranken Zustande zu be-
stimmen? Und welche Vortheile kann die
Untersuchung aus solchen Lungenmessern
zu Erforschung der Krankheiten der Re-
spirationswerkzeuge gewähren?

Für den November 1828 von der mathe-
matischen
Classe:

Cum tabulae emortuales, quae basin qua-
si arithmeticae politicae constituunt, ab eo
inde tempore quo variolarum vaccinarum
insitio in usum versa est, longe alias quam
antea progressiones exhibeant, desiderat R.
[Seite 1933] S. ut tabulae istae eo respectu in quadam
provincia, decies ad minimum centenorum
millium incolarum, inde ab initio huius se-
culi de novo, quantum ex datis, quinque
lustra complectentibus fieri potest, accura-
tissime reformentur
.

Da die bisherigen Mortalitätstabellen
seit Einführung der Kuhpocken als nicht
ferner genau passend angesehen werden
müssen, und die wichtige Basis, welche
sie für alle Berechnungen der politischen
Arithmetik abgeben, die sorgfältigste Be-
rücksichtigung verdient, so wünscht die
Königliche Societät, daß ein Gelehrter,
dem die Geburts- und Sterbelisten eines
ganzen Landes (dessen Einwohnerzahl
aber nicht unter einer Million seyn darf)
zu Gebote stehen, unter genauer Angabe
von sämmtlichen dabey gebrauchten Da-
tis, eine Mortalitätstabelle seit dem An-
fange des gegenwärtigen Jahrhunderts
entwerfen möge, die zur Grundlage für
fernere Bestimmungen gebraucht werden
könnte.

Und nun eine neue Preisfrage für den Novem-
ber
1829 von der historisch-philolo-
gischen
Classe.

Exponatur historia systematum chronolo-
gicorum, quae Graeci inde a temporibus
Logographorum usque ad Eusebium, maxime
viri litterati Alexandrini, composuerunt;
in qua potissimum ad fontes, ex quibus ii
temporum indicationes hauserunt, atque ad
rationes et calculos, quos computationibus
suis fundamento posuerunt, attendendum est
.

Die Königliche Societät wünscht eine
geschichtliche Darstellung der chronologi-
[Seite 1934] schen Systeme, welche die Griechen von
den Zeiten der Logographen an die auf
Eusebius, zumal aber die Alexandrini-
schen Gelehrten, aufgestellt haben; wo-
bey hauptsächlich auf die Quellen, aus
welchen dieselben ihre Zeitbestimmung ge-
schöpft, so wie auf die Principien und
Rechnungen, die sie bey ihren chronolo-
gischen Arbeiten zum Grunde legten, zu
achten seyn wird.

* * *

Der auf jede dieser Hauptaufgaben gesetzte
Preis ist von funfzig Ducaten, und die
Concurrenzschriften müssen lateinisch abgefaßt, und
vor Ablauf des Septembers der bestimmten
Jahre postfrey eingesandt seyn.

* * *
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Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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