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Göttingische
gelehrte Anzeigen.
Unter der Aufsicht
der königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der zweyte Band.
auf das Jahr 1825.

Göttingen,
gedruckt bey den Gebrüdern Baier.

Göttingen.

[Seite 2033]

Die Königliche Societät der Wissenschaften feierte
am 10. d.M. ihren Jahrestag; den 74sten seit
ihrer Stiftung.

Die Vorlesung hielt der zeitige Director Herr
Hofrath Tychsen de origine ac fide antiquae
Persarum historiae, qualis a scriptoribus orien-
talibus traditur, commentatio altera
, von wel-
cher in einem der nächsten Stücke eine Anzeige ge-
geben werden wird.

Hier indeß das wesentliche aus dem Jahresbe-
richte, den hierauf Herr Ober-Medicinalrath Blu-
menbach
von den Vorfällen und Veränderungen
der Societät seit dem vorigen Anniversarium ab-
stattete.

Das jährlich zu Michaelis wechselnde Directo-
rium war dießmahl von der mathematischen Classe
auf die historisch-philologische, und zwar von Herrn
Hofrath Mayer auf Herrn Hofrath Tychsen
übergegangen.

Durch den Tod hat die Societät in Jahresfrist
verloren:

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an auswärtigen Mitgliedern: aus der
historisch-philologischen Classe, den Freyherrn Joh.
Chrph von Aretin
, Königl. Bayerschen Prä-
sidenten des Appellations-Gerichts zu Amberg;
aus der physischen aber, den Grafen Bernh.
Germ. Steph. de Lacépéde
, Pair von
Frankreich, Mitglied der Akad. der Wissensch. zu
Paris; und schon früher den Grafen Franz von
Waldstein
, Kaiserl. Königl. Cämmerer in Wien.

Und an Correspondenten: Gottfr. E.
Groddeck, Kais. Russ. Collegienrath und Prof.
der Philos. zu Wilna; Joh. Fr. Pfaff, Prof.
der Mathem. zu Halle; Dr. Aloys. Morelli,
Arzt zu Siena; Chph. Fr. Kausler, Kö-
niglich Würtemb. Hofrath und Aufseher der Pa-
gen zu Stuttgard; Joh. C. Burckhard, Herzogl.
Meining. Legationsrath und Mitglied der Akad.
der Wissensch. zu Paris; Joh. Asboth, Prof.
und Güter-Präfect des Gräfl. Georgicons zu Keß-
thely; Dr. Adam Seybert, beständ. Secretair
der Societ. der Wissensch. zu Philadelphia; C.
Brandan. Mollweide, Prof. der Mathem.
zu Leipzig; und Dr. Joh. Chph. Hein. Ro-
loff
, Königl. Preuß. Regierungs- und Medicinal-
rath zu Magdeburg.

* * *

Zum einheimischen Mitgliede der physi-
schen Classe ist von der Societät gewählt und vom
Königlichen Universitäts-Curatorium bestätigt:

Herr Dr. Mende, ordentl. Prof. der Med. und
Director der akadem. Entbindungs-Anstalt.

Zu Correspondenten aber sind ernannt:

Herr Dr. Jac. Grimm, Churfürstl. Biblio-
thekar in Cassel;

Herr Dr. Wilh. Grimm, Bibliotheks-Se-
cretair daselbst;

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Herr Dr. Wuck Stephanowitsch Kara-
gitch
in Wien;

und Herr Dr. Ludw. Jacobson, Prof. der
Med. in Kopenhagen.

* * *

Was aber die von der Königlichen Societät für
das dießmahlige Anniversarium, so wie für die nächst-
kommenden Jahre bestimmten Preisfragen betrifft,
so war nachstehende von der mathematischen
Classe für den Hauptpreis aufgegeben:

Notum est, subter iride primaria interdum
et fascias coloratas, ad judicium oculorum
iridi dictae fere parallelas et plus minusve
extensas esse conspicuas, de quarum origine
indaganda jam complura quidem exstant phy-
sicorum tentamina, minime vero explicatio-
nes omnibus numeris completae et absolutae.
Quaenam sunt conditiones, sub quibus hae fas-
ciae memorabiles apparent, et quaenam est
explicatio illarum, omnibus phaenomenis con-
comitantibus quam maxime consentanea?
Pendentne tantum a variis reflexionibus et
refractionibus luminis, an praeterea et infle-
xionis, polaritatisque luminis ratio est haben-
da, ut tandem genuina, qualem desiderat R.
S.S. explicatio detur.

“Es ist bekannt, daß unter dem Haupt-
regenbogen
(iris primaria) zuweilen auch
mehr oder weniger ausgedehnte, mit je-
nem Bogen wie es scheint parallele Far-
benstreifen wahrgenommen werden, de-
ren Ursprung zwar schon vielfältig erör-
tert, aber bis jetzt noch nicht hinlänglich
erforscht ist. Welches sind die Bedingun-
gen, unter denen diese farbigen Streifen
entstehen, und nach welcher Ansicht ist diese
[Seite 2036] merkwürdige Erscheinung am naturge-
mäßesten erklärt? Rührt sie bloß von
Brechungen und Zurückwerfungen des
Lichtes her, oder ist man genöthiget, auch
die merkwürdigen neuern Entdeckun-
gen über die Beugung und Polarität des
Lichtes mit in die Erklärung aufzuneh-
men, damit sie, nach dem Wunsche der So-
cietät, allen begleitenden Phänomenen
jener Streifen am besten entspreche?”

Die Aufgabe ist aber unbeantwortet geblieben.

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Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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