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Göttingische
gelehrte Anzeigen.
Unter der Aufsicht
der königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der zweyte Band
auf das Jahr 1824.

Göttingen,
gedruckt bey J.C. Baier.

Göttingen.

[Seite 1937]

Am 13ten v. Monaths feyerte die vor 73 Jah-
ren gestiftete Königliche Societät der Wissenschaften
ihr Anniversarium in einer öffentlichen Sitzung.

Die Vorlesung hielt Herr Hofrath Stromeyer
de Olivini, Chrysolithi et fossilis, quod cel-
lulas et cavernulas ferri meteorici Pallasii
explet, analysi chemica
, von welcher, so wie es
von einer andern, vom Herrn Geheimen Justiz-
Rath Eichhorn vorgelegten, Marmora Palmy-
rena explicita
, schon geschehen ist, demnächst in die-
sen Blättern ausführlichere Nachricht gegeben wer-
den wird.

Hierauf erstattete Herr Obermedicinalrath Blu-
menbach
den gewöhnlichen Jahrsbericht, aus wel-
chem wir das wesentlichste auch hier mittheilen.

Das jährlich zu Michaelis wechselnde Directo-
rium war dieß Mahl vom Herrn Hofrath Himly,
in der physischen Classe, auf Herrn Hoftath Mayer
in der mathematischen übergegangen.

Durch den Tod sind der Societät in diesem Jahre
entrissen:

[Seite 1938]

Von ihren auswärtigen Mitgliedern:

Ludwig Matthäus Langlès, Mitglied der
Pariser Akademie der Inschriften und Conservator
der Morgenländischen Handschriften der Königl.
Bibliothek.

Von ihren Correspondenten aber:

Blasius Merrem, Hofrath und Professor
der Naturgeschichte und Cameralwissenschaften zu
Marburg,

und Ludwig Wilhelm Gilbert, Professor
der Naturlehre zu Leipzig.

Auch früher schon E.E. du Villard, zu Mont-
morency,

Du Bruguiere, in Paris,

P. Houzelot, M. Dr. zu Meaux,

I.B. Parroisse, in Neapel,

und der Graf de la Boullaye-Marillac,
Med. Dr. und Director der Färbereyen in den Go-
belins.

* * *

Was nun die von der Königlichen Societät für
das dießmahlige Anniversarium, so wie für die nächst-
kommenden Jahre bestimmten Preisfragen betrifft,
so handelte die für den heutigen Hauptpreis von
der physischen Classe aufgegebne

de ortu ovi foeminini veri; an in corpore
luteo nascatur? si hoc, quo tempore tunc
in animalibus mammalibus de eo corpore
exeat? et quid vesiculae ovarii huic ovo et
toti generationis negotio utilitatis praestent
?

‘“Von der Entstehung des wahren weib-
lichen Eyes bey den Säugethieren; ob es
im gelben Körper erzeugt werde? und
wenn dem so, zu welcher Zeit es dann
aus demselben heraustrete? und wozu
[Seite 1939] die Bläschen des Eyerstockes diesem Eye
und überhaupt dem Zeugungsgeschäfte
nützen?
”’

Die Societät hat das Vergnügen gehabt, hier-
auf drey Concurrenzschriften mit nachstehenden Sinn-
sprüchen zu erhalten:

Nr. I. Non revelantur naturae mysteria, nisi
per experimenta et observationes.

Nr. II. In parvo copia.

Nr. III. Cuiusvis hominis est errare, nullius,
nisi insipientis, persevarare in errore.

Der Verf. von Nr. I. mit dem Motto: Non reve-
lantur etc
. erklärt, daß er den fraglichen Gegenstand
einzig durch eigne Versuche und Zergliederungen
aufzuhellen gesucht habe. Zu dieser Absicht hat er
sehr zweckmäßig zweyerley größere vierfüßige Haus-
thiere, Mutterschweine und Betzen, aber in bedeu-
tender Zahl gewählt, die Versuche und nachheri-
gen Sectionen mit musterhafter Genauigkeit darge-
stellt, und die Belege zu seinen Resultaten in 15
Spiritusgläsern mit Präparaten und drey Blättern
mit trefflichen colorirten Zeichnungen seiner Schrift
beygefügt, aus welcher wir hier nur weniges aus-
heben können.

Streng unterscheidet er zwischen den Graaf-
schen vesiculis und den nach der Befruchtung in
der Gebärmutter sich bildenden ovulis. Meist
finden sich schon unter jenen Bläschen noch nicht
besprungener ader dazu reifer Mutterschweine einige
wie von ausgetretnen Blute geröthet, deren in-
nere Haut nach der Hand zu gelben Körpern ver-
dickt, die doch aber kleiner bleiben als in den Ova-
rien belegter Sauen. Was ähnliches auch bey den
Betzen. – Die Graafischen Bläschen brauchen
wie es scheint, nicht immer schon während der Paa-
rung zu bersten. Und wenn auch bey Einer Paa-
rung der gedachten beyderley Gattungen von Thie-
[Seite 1940] ren mehrere Bläschen zum Bersten gelangen, so
erfolgt dieß doch nicht eben bey allen zugleich, son-
dern successiv. Es sey kaum denkbar, daß jenes
Bersten durch den Druck der sogenannten (beym
Schweine trichterförmigen) Fimbrien bewirkt wer-
de, sondern durch das quasi Entzündungsartige An-
schwellen der innern Haut des Bläschens selbst.
Auch bedürfe es zu dieser Zeitigung der Bläschen
und deren endlichem Bersten nicht des unmittelba-
ren Zutritts des männlichen Saamens bis zu den
Ovarien, sondern dazu sey der Reiz desselben auf
den dafür empfänglichen Uterus hinreichend. – Da-
mit reimen sich auch comparative Versuche die der
Verf. mit gleicher Genauigkeit an getretenen wäl-
schen Hünern angestellt hat. – Die Eyer selbst
werden keinesweges (als solche) in den gelben Kör-
pern gebildet. Aber der Saft der Graafischen Bläs-
chen muß zur normalen Bildung der wahren Eyer
nothwendig in die Gebärmutter gelangen. Doch be-
darf es zur Bildung der Früchte nicht gerade eben
so vieler Bläschen. (In einem Fall fanden sich
den neun Früchten einer Sau nur sechs damit cor-
respondirende geborstne Bläschen.) Die erste Spur
des wahren Eyes zeigt sich bey dem trächtigen Mut-
terschweine nicht vor der dritten Woche.

Die andern beiden Schriften sind von ihren Ver-
fassern nach einem viel weiter umfassenden, aber
selbst ganz verschiedenen Plane angelegt.

Der Verf. von Nr. II. mit dem Sinnspruche:
In parvo copia, und dem Titel: de ovarii ani-
malium corpore luteo et vesiculis observatio-
nes microscopicae,
beleuchtet die genannten Or-
gane, so weit es angeht, durch alle Thierclassen.
Dabey gar manches interessante; wie z.B. nament-
lich bey den Wirbellosen über die Erzeugung und
Ausbildung des Flußkrebses. Die mikroskopischen
[Seite 1941] Beobachtungen betreffen hauptsächlich kleine gleich-
förmige Kügelchen, woraus auch beym neugebohr-
nen Mädchen das innere der Eyerstöcke bestehe.
Nach dem Verf. entwickeln sich aus jenen Kügel-
chen nach und nach die (Graafischen) Bläschen.
Dieser ihre Hülse enthalte fernerweit solche gedachte
Kügelchen in einem schleimichten Safte. So ein
Bläschen sey das wahre weibliche Ey, das nach
der Empfängniß in den Uterus gelange, allwo dann
seine Hülse das Nabelbläschen bilde; der Saft
aber, welcher eine Art Dotter sey, zur Entwicke-
lung und Ernährung der neuempfangnen Frucht
diene. Eine andre Membran im Eyerstocke, mit-
telst deren vorher das Bläschen umgeben gewesen,
berste beym Austritt desselben, bleibe zurück und
werde zum corpus luteum umgebildet. Der Verf.
nennt sie membrana calyciformis, nach der Ana-
logie mit den ausgeleerten calycibus im Eyer-
stocke der Vögel.

Nr. III. mit der Devise: cuiusvis hominis est
errare etc.
ist an sich auch eine gar interessante
Schrift, deren Verf. aber eine ganze sehr ausführ-
lichte Theorie der Generation liefert, nach der von
ihm angenommenen Bedeutung der einzelnen Se-
xualorgane und ihrer Producte in beiden Geschlech-
tern. Im Männlichen von den Hoden an bis zur
Eichel, so wie im Weiblichen von den plicis vagi-
nae
an bis zur vernix caseosa an der zeitigen
Frucht. Besonders umständlich von seiner Ansicht
der Function des Nabelbläschens und dessen Ana-
logie mit den Graafischen Eyerchen, welche aber
keineswegs in den gelben Körpern gebildet werden,
mithin auch nicht aus denselben herausgehen kön-
nen. Wie gesagt, viel Interessantes; nur gegen
den Zweck einer solchen Societätsaufgabe fast bloß
auf (wenn gleich meist ganz scharfsinnige) Specu-
lation gegründet, ohne eigne Versuche und Zer-
gliederungen, die bey dem fraglichen Gegenstande,
[Seite 1942] seit nur vom Ursprunge des corporis lutei die Re-
de gewesen (d.h. von 1681 bis a.c.) für uner-
lässig zur Aufhellung und endlichen Entscheidung
desselben angesehen worden; daher denn auch we-
gen Mangel derselben weder a. 1753 noch 1756
eine der Concurrenzschriften, welche damahls auf
diese Preisfrage eingegangen waren, gekrönt wer-
den konnte.

Um so erwünschter war es also jetzt der König-
lichen Societät die Schrift Nr. I. mit dem Motto:
Non revelantur etc. einstimmig den verdienten
Preis zu ertheilen.

Bey Eröffnung des zu selbiger gehörigen versie-
gelten Zettels ergab sich als Verfasser

U.F. Hausmann

Director der Königlichen
Thierarzney-Schule zu Hannover.

Allein auch jeder der beiden andern Schriften
Nr. II. und Nr. III. ist wegen ihres obgedachten
eignen Gehalts das Accessit zuerkannt; ordnungs-
mäßig aber sind die denselben beygelegten Zettel
einstweilen unerbrochen aufgehoben, bis sich die
Verfasser deshalb melden.

Minder günstigen Erfolg hatte die auf diesen
Jahrstag wieder aufgegebene ökonomische Preis-
frage:

‘“Die, auf eine kritische Zusammenstellung
der bisherigen Erfahrungen und aus neue
Versuche und Beobachtungen gegründete
Nachweisung des noch immer nicht gehö-
rig erörterten Einflusses, den das Gypsen
(sogenannte Duxen) aus den Klee und
einige andere ökonomische Gewächse äu-
ßert, um dadurch ein rationelles Verfah-
ren bey der Anwendung desselben zu be-
gründen.
”’

[Seite 1943]

Ein Versuch einer Beantwortung ist erst volle
vier Wochen nach dem bestimmten Termine einge-
troffen; und den einem andern hatte sich der Verf.
auf dem Titel selbst genannt.

* * *

Nun zu den auf die nachfolgenden Jahre
aufgegebenen Preisfragen.

Zuerst die von den einzelnen Classen für den
Hauptpreis

Für den November des künftigen Jahres von
der mathematischen:

Notum est, subter iride primaria interdum
et fascias coloratas, ad judicium oculorum
iridi dictae fere parallelas et plus minusve
extensas esse conspicuas, de quarum origine
indaganda jam complura quidem exstant phy-
sicorum tentamina, minime vero explicatio-
nes omnibus numeris completae et absolutae.
Quaenam sunt conditiones, sub quibus hae fas-
ciae memorabiles apparent, et quaenam est
explicatio illarum, omnibus phaenomenis con-
comitantibus quam maxime consentanea?
Pendentne tantum a variis reflexionibus et
refractionibus luminis, an praeterea et infle-
xionis, polaritatisque luminis ratio est haben-
da, ut tandem genuina, qualem desiderat R.
S.S. explicatio detur.

‘“Es ist bekannt, daß unter dem Haupt-
regenbogen
(iris primaria) zuweilen auch
mehr oder weniger ausgedehnte, mit je-
nem Bogen wie es scheint parallele Far-
benstreifen wahrgenommen werden, de-
ren Ursprung zwar schon vielfältig erör-
tert, aber bis jetzt noch nicht hinlänglich
erforscht ift. Welches sind die Bedingun-
gen, unter denen diese farbigen Streifen
[Seite 1944] entstehen, und nach welcher Ansicht ist
diese merkwürdige Erscheinung am na-
turgemäßesten erklärt? Rührt sie bloß
von Brechungen und Zurückwerfungen
des Lichtes her, oder ist man genöthiget,
auch die merkwürdigen neuern Entdek-
kungen über die Beugung und Polarität
des Lichtes mit in die Erklärung aufzu-
nehmen, damit sie, nach dem Wunsche
der Societät, allen begleitenden Phäno-
menen jener Streifen am besten ent-
spreche?
”’

Für den November 1826 von der historisch-
philologischen
Classe.

S.R.S. desiderat investigationem accuratio-
rem antiquissimorum Germaniae tumulorum
et sepulcrorum, praetermissis plane recentio-
ribus, Romanis aliisque. Desiderat propte-
rea praecipue

1. enumerationem et explorationem rela-
tionum hanc rem spectantium et collectionum
inde depromtarum, adjecta, locorum comme-
moratione accurata, ubi tumuli sint et quid,
quid in iis inventum sit
?

2. Commemorationem similitudinum diver-
sitatum horum tumulorum, inprimis secun-
dum formam eorum exteriorem, directionem
et habitum interiorem
;

3. disquisitionem, quatenus ex his relatio-
nibus conjunctio harum, olim in Germania
habitantium, nationum cum aliis septentrio-
nis et occidentis Europae, atque harum om-
nium cum Asiae populis certo colligi possit
.

‘“Die Königl. Societät wünscht eine genaue-
re Untersuchung der Altgermanischen Grab-
hügel;

[Seite 1945]

‘1. Uebersicht dessen was schon dafür
durch Schriften und Sammlungen ge-
leistet worden; Angabe der Fundorte,
und was die geöffneten Gräber enthal-
ten haben;

‘2. vergleichende Beschreibung dieser
Grabhügel in Rücksicht ihrer äußern
Form, Richtung, inneren Structur;

‘3. kritische Forschung, in wie fern man
aus dieser Kritik auf eine Verbinduung
jener alten Einwohner, von welchen
diese Gräber herrühren, mit andern Völ-
kern des nördlichen und westlichen Eu-
ropa, und dieser aller mit den asiati-
schen, sicher folgern könne.
”’

Und nun eine neue Preisfrage für den Novem-
der
von der physischen Classe:

Ad quaenam momenta maxime attendere
oporteat in experimentis quibus nuper ope
pneumometrorum a Kentishio aliisque in-
ventorum, capacitatem pulmonum respiran-
tium in statu sano et morboso definire stu-
duerunt; et quali usui exploratio ope ejus-
modi instrumentorum instituta in investigan-
dis morbis organorum respirationis esse possit
?

Welche Nebenverhältnisse müssen berück-
sichtige werden bey den Versuchen, durch
den Lungenmesser von Kentish oder ähn-
lichen die Capacität der Lungen für Luft
im gesunden und kranken Zustande zu be-
stimmen? Und welche Vortheile kann die
Untersuchung aus solchen Lungenmessern
zu Erforschung der Krankheiten der Re-
spirationswerkzeuge gewähren?

[Seite 1946]

Die Concurrenzschriften müssen lateinisch abge-
faßt, und vor Ablauf des Septembers der be-
stimmten Jahre postfrey eingesendet seyn.

Der für jede dieser Aufgaben ausgesetzte Preis
ist yon funfzig Ducaten.

* * *

Und nun noch die von der Königlichen Societät
für die nächsten vier Termine aufgegebenen öko-
nomischen
Preisfragen:

Für den Julius künftigen Jahres:

‘“Zu den größten Mängeln der Land-
wirthschaft in den mehrsten Gegenden
von Deutschland und zumahl in den
unsrigen, gehört die höchst unvollkom-
mene und nachlässige Bereitung und Be-
nutzung des vegetabilisch-animalischen
Düngers. Die große Sorgfalt, welche
darauf in manchen andern Gegenden,
besonders in den Niederlanden und in
der Schweiz, gewandt, und der außer-
ordentliche Nutzen, der daraus dort für
die Oeconomie gezogen wird, ist dem
gebildeten Landwirth bey uns zwar
nicht ganz unbekannt; aber theils sind
noch die Ansichten über die Vortheile
jener Methoden der Düngerbereitung
getheilt, theils liegen auch in den Ver-
hältnissen unserer Wirthschaften hin und
wieder Hindernisse, die sich einer Nach-
ahmung des in den genannten Ländern
üblichen Verfahrens, entgegen stellen.
Auf jeden Fall ist aber im Allgemeinen
die in Niedersachsen gewöhnliche Berei-
tungs- und Benutzungsart des Düngers,
der größten und wesentlichsten Verbes-
serungen fähig.

[Seite 1947]

Die Königl. Societät der Wissenschaften
verlangt daher:

‘“Eine Darstellung der Mängel der in
Niedersachsen im Allgemeinen üblichen
Bereitungs- und Benutzungsart des ve-
getabilisch-animalischen Düngers nebst
einer gründlichen Anleitung, solche, un-
ter Berücksichtigung des in anderen Ge-
genden, besonders in den Niederlan-
den und in der Schweiz gebräuchlichen
Verfahrens, möglichst zu verbessern
”’.

Für den November künftigen Jahres;

Obgleich die große Wichtigkeit des Mer-
gels für den Ackerbau allgemein anerkannt,
und der Gebrauch desselben sehr verbreitet
ist, so sind doch bis jetzt die Meinungen
darüber, wie der Mergel auf die Ver-
besserung des Bodens wirke, sehr ab-
weichend gewesen, und zumahl in neue-
ster Zeit sehr verschiedene Theorien, über
die Art seines Einflusses, aufgestellt wor-
den. Dabey ist nicht zu verkennen, daß die
abweichenden Ansichten von der Wirkung
des Mergels, oft einen Einfluß auf das
Verfahren bey seiner Anwendung geltend
machen.

Darum wünscht die Königl. Societät:

‘“Eine aus gründlichen Untersuchungen der
physischen und chemischen Eigenschaften
der verschiedenen Mergelarten und si-
cheren Beobachtungen und Erfahrungen
über ihre Wirkung geschöpfte Theorie
von dem Einflusse des Mergels auf die
Verbesserung des Bodens, nebst einer
Anleitung zur rationellen Benutzung
desselben bey dem Ackerbaue.
”’

[Seite 1948]

Für den Julius 1826:

Daß die Papierfabrication in Deutschland,
ganz besonders im nördlichen, noch auf ei-
ner weit niedrigern Stufe sich befindet, als
in mehreren andern Ländern, ist allgemein
anerkannt. Der Grund, weshalb die mehr-
sten unserer Papiermühlen weniger gute
Fabricate liefern, als die Holländischen,
Englischen, Nordamerikanischen, Französi-
schen, Italiänischen und manche Mühlen
in Süddeutschland und in der Schweiz, liegt
wohl größten Theils in unvollkommneren,
technischen Einrichtungen und Verfahrungs-
arten; vermuthlich aber auch in anderen,
davon unabhängigen Umständen und Ver-
hältnissen. Es ist übrigens um so wichti-
ger, besondere Aufmerksamkeit auf die Ver-
vollkommnung und Hebung jenes Zweiges
der vaterländischen Industrie zu richten,
da für Schreib-Druck- und Zeichen-Pa-
pier bedeutende Summen in das Ausland
gehen, die dem Lande zum Theil wenig-
stens erhalten werden könnten, wenn die
inländischen Mühlen bessere Fabricate lie-
ferten.

Die Königliche Societät der Wissenschaf-
ten verlangt daher:

‘“Eine gründliche Erörterung der Män-
gel, welche bey der Papierfabrication in
Norddeutschland im Allgemeinen ange-
troffen werden und der Hindernisse, wel-
che ihre Vervollkommnung bisher zurück
gehalten haben; nebst einer, auf techni-
sche Erfahrungen bey der Verfertigung
der besten ausländischen Papiere gegrün-
dete und die besonderen Localverhält-
nisse der norddeutschen Papiermühlen be-
rücksichtigende, Angabe von Vorschlägen,
wie jene Mängel verbessert und jene Hin-
[Seite 1949] dernisse aus dem Wege geräumt werden
können.
”’

Und jetzt eine neue Ausgabe für den Novem-
ber
desselben Jahres:

Eine möglichst vollständige und auf Er-
fahrung gegründete Anleitung, wie die
natürlichen und künstlichen Schafweiden
am besten zu cultiviren und zu verbessern,
und wie die letztern in unserm Clima am
vortheilhaftesten anzulegen sind?

Der Preis für die beste Beantwortung jeder die-
ser Aufgaben ist zwölf Ducaten, und der äu-
ßerste Termin, innerhalb dessen die zur Concurrenz
zulässigen Schriften bey der Societät postfrey ein-
gegangen seyn müssen, für die Julius-Preisfra-
gen der Ausgang des Mayes, und für die auf den
November ausgesetzten das Ende des Septembers.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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