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Göttingische
gelehrte Anzeigen.
Unter der Aufsicht
der königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der zweyte Band
auf das Jahr 1823.

Göttingen,
gedruckt bey J.C. Baier.

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Folgendes sind nun die beiderley Preisfragen für
du nächstfolgenden Jahre.

Zuerst die von den einzelnen Classen für den
Hauptpreis.

Die für den November künftigen Jahres,
von der physischen, handelt

de ortu ovi foeminini veri; an in corpore
luteo nascatur? si hoc, quo tempore tunc
in animalibus mammalibus de eo corpore
exeat? et quid vesiculae ovarii huic ovo et
toti generationis negotio utilitatis praestent
?

‘“Von der Entstehung des wahren weib-
lichen Eyes bey den Säugethieren; ob
es im gelben Körper erzeugt werde? und
wenn dem so, zu welcher Zeit es dann
aus demselben heraustrete? und wozu
die Bläschen des Eyerstockes diesem Eye
und überhaupt dem Zeugungsgeschäfte
nützen?
”’

Für den November 1825 von der mathema-
tischen
Classe:

Notum est, subter iride primaria interdum
et fascias coloratas, ad judicium oculorum
iridi dictae fere parallelas et plus minusve
extensas esse conspicuas, de quarum origine
indaganda jam complura quidem exstant phy-
sicorum tentamina, minime vero explicatio-
nes omnibus numeris completae et absolutae.
Quaenam sunt conditiones, sub quibus hae fas-
ciae memorabiles apparent, et quaenam est
explicatio illarum, omnibus phaenomenis con-
comitantibus quam maxime consentanea
?
Pendentue tantum a variis reflexionibus
et refractionibus luminis, an praeterea et
[Seite 1943] inflexionis, polaritatisque luminis ratio est
habenda, ut tandem genuina, qualem deside-
rat E.S.S. explicatio detur
.

‘“Es ist bekannt, daß unter dem Hauptre-
genbogen
(iris primaria) zuweilen auch
mehr oder weniger ausgedehnte, mit je-
nem Bogen wie es scheint parallele Far-
benstreifen wahrgenommen werden, de-
ren Ursprung zwar schon vielseitig erör-
tert, aber bis jetzt noch nicht hinlänglich
erforscht ist. Welches sind die Bedingun-
gen, unter denen diese farbigen Streifen
entstehen, und nach welcher Ansicht ist
diese merkwürdige Erscheinung am na-
turgemäßesten erklärt? Rührt sie bloß
von Brechungen und Zurückwerfungen
des Lichtes her, oder ist man genöthigt,
auch die merkwürdigen neuern Entdek-
kungen über die Beugung und Polarität
des Lichtes mit in die Erklärung aufzu-
nehmen, damit sie, nach dem Wunsche
der Societät, allen begleitenden Phänome-
nen jener Streifen am besten entspreche?
”’

Und nun eine neue Preisfrage für den Novem-
ber
1826 von der historisch-philologi-
schen
Classe.

S.R.R. desiderat investigationem accuratio-
rem antiquissimorum Germaniae tumulorum
et sepulcrorum, praetermissis plane recen-
tioribus, Romanis aliisque. Desiderat pro-
pterea praecipue

1. enumerationem et explorationem rela-
tionum hanc rem spectantium et collectionum
inde depromtarum, adjecta locorum comme-
moratione accurata, ubi tumuli sint et quid-
quid in iis inventum sit
?

[Seite 1944]

2. commemorationem similitudinum diver-
sitatum horum tumulorum, inprimis secun-
dum formam eorum exteriorem, directionem
et habitum interiorem
;

3. disquisitionem, quatenus ex his rela-
tionibus conjunctio harum, olim in Germa-
nia habitantium, nationum cum aliis septen-
trionis et occidentis Europae, atque harum
omnium cum Asiae populis certo colligi possit
.

‘“Die Königl. Soc. wünscht eine genaue-
re Untersuchung der Altgermanischen Grab-
hügel;

‘1. Uebersicht dessen was schon dafür
durch Schriften und Sammlungen ge-
leistet worden; Angabe der Fundorte,
und was die geöffneten Gräber enthal-
ten haben;

‘2. vergleichende Beschreibung dieser
Grabhügel in Rücksicht ihrer äußern
Form, Richtung, inneren Structur;

‘3. kritische Forschung, in wiefern man
aus dieser Kritik auf eine Verbindung
jener alten Einwohner, von welchen
diese Gräber herrühren, mit andern Völ-
kern des nördlichen und westlichen Eu-
ropa, und dieser aller mit den asiati-
schen, sicher folgern könne.
”’

* * *

Der auf jede dieser Hauptaufgaben gesetzte Preis
ist von funfzig Ducaten, und der Termin, wenn
die Schriften die dazu concurriren wollen, eingesandt
seyn müssen, ist der September der bestimmten
Jahre.

* * *
[Seite 1945]

Nun die öconomischen Preisfragen:

Für den Julius des nächstkommenden Jahres:

‘“Welche Mittel sind anzuwenden, um
einen Thon, der zu kalkhaltig ist, um bey
gewöhnlicher Behandlung gute Ziegel lie-
fern zu können, so zu verbessern, daß die
bekannten Mängel der aus einem solchen
Thone gebrannten Steine verschwinden
”’?

Für den November desselben Jahres:

‘“Die auf eine kritische Zusammenstellung
der bisherigen Erfahrungen und auf neue
Versuche und Beobachtungen gegründe-
te Nachweisung des noch immer nicht
gehörig erörterten Einflusses, den das
Gypsen (sogenannte Duxen) auf den
Klee und einige andere ökonomische Ge-
wächse äußert, um dadurch ein ratio-
nelles Verfahren bey der Anwendung
desselben zu begründen.
”’

Für den Julius 1825:

‘“Zu den größten Mängeln der Land-
wirthschaft in den mehrsten Gegenden
von Deutschland und zumahl in den
unsrigen, gehört die höchst unvollkom-
mene und nachlässige Bereitung und Be-
nutzung des vegetabilisch-animalischen
Düngers. Die große Sorgfalt, welche
darauf in manchen andern Gegenden,
besonders in den Niederlanden und in
der Schweiz, gewandt, und der außer-
ordentliche Nutzen, der daraus dort für
die Oekonomie gezogen wird, ist dem
gebildeten Landwirth bey uns zwar
[Seite 1946] nicht ganz unbekannt; aber theils sind
noch die Ansichten über die Vortheile
jener Methoden, der Düngerbereitung
getheilt, theils liegen auch in den Ver-
hältnissen unserer Wirthschaften hin und
wieder Hindernisse, die sich einer Nach-
ahmung des in den genannten Ländern
üblichen Verfahrens, entgegen stellen.
Auf jeden Fall ist aber im Allgemeinen
die in Niedersachsen gewöhnliche Berei-
tungs- und Benutzungsart des Düngers,
der größten und wesentlichsten Verbes-
serungen fähig.

Die Königl. Societät der Wissenschaften
verlangt daher:

‘“Eine Darstellung der Mängel der in
Niedersachsen im Allgemeinen üblichen
Bereitungs- und Benutzungsart des ve-
getabilisch-animalischen Düngers, nebst
einer gründlichen Anleitung, solche, un-
ter Berücksichtigung des in anderen Ge-
genden, besonders in den Niederlan-
den und in der Schweiz gebräuchlichen
Verfahrens, möglichst zu verbessern
”’.

Und nun folgende neue Aufgabe für den Novem-
ber
desselben Jahres:

Obgleich die große Wichtigkeit des Mer-
gels für den Ackerbau allgemein anerkannt,
und der Gebrauch desselben sehr verbreitet
ist, so sind doch bis jetzt die Meinungen
darüber, wie der Mergel auf die Ver-
besserung des Bodens wirke, sehr abwei-
chend gewesen, und zumahl in neue-
ster Zeit sehr verschiedene Theorien, über
die Art seines Einflusses, aufgestellt wor-
[Seite 1947] den. Dabey ist nicht zu verkennen, daß die
abweichenden Ansichten von der Wirkung
des Mergels, oft einen Einfluß auf das
Verfahren bey seiner Anwendung geltend
machen.

Darum wünscht die Königl. Societät:

‘“Eine aus gründlichen Untersuchungen der
physischen und chemischen Eigenschaften
der verschiedenen Mergelarten und si-
cheren Beobachtungen und Erfahrungen
über ihre Wirkung geschöpfte Theorie
von dem Einflusse des Mergels auf die
Verbesserung des Bodens, nebst einer
Anleitung zur rationellen Benutzung
desselben bey dem Ackerbaue.
”’

* * *

Der gesetzliche Termin zur Concurrenz der Postfrey
einzusendenden Schriften, ist das Ende des Mayes
und des Septembers jedes Jahres; und der auf
jede dieser Aufgaben ausgesetzte Preis von zwölf
Ducaten
.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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