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Göttingische
gelehrte Anzeigen.
Unter der Aufsicht
der königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der erste Band
auf das Jahr 1821.

Göttingen,
gedruckt bey J.C. Baier.

Göttingen.

[Seite 1145]

Noch sind wir mit der Nachricht von der am 7. Ju-
lius gehaltenen Sitzung der Königlichen Societät der
Wissenschaften, in welcher der Herr Geheime Justiz-
Rath Eichhorn die Vorlesung (de prophetica
poësi Hebraeorum paralipomena. Comment. II.
)
gehalten hat, im Rückstande.

Die von der Königlichen Societät der Wissenschaften
für diesen Julius aufgegebene ökonomische Preisfrage:

wie die auf den Salinen zu gewinnende
kohlensaure Talkerde, oder andre Talkerde
haltige Körper, zur Verfertigung sehr feuer-
fester Schmelzgefäße mit Vortheil benutzt
werden können?

ist für dießmahl unbeantwortet geblieben.

* * *

Den schon im 1974sten St. der vorjährigen gel. An-
zeigen für die nächsten Termine bekannt gemach-
ten Aufgaben, ward nun in der nemlichen Sitzung
wieder eine neue hinzugefügt.

Jene waren:

für den November des laufenden Jahres:

Die mechanische, maschinelle Bearbeitung
des Flachses statt der bisher üblichen Ro
-
[Seite 1146] tung oder Röstung desselben, fesselt gegen-
wärtig die Aufmerksamkeit der deutschen
Landwirthe im hohen Grade. Eine un-
parteysche, vollständige und richtige Ab-
wiegung der Vortheile oder Nachtheile die
mit der einen oder anderen dieser Methoden
verknüpft sind, wird erst in der Folge mög-
lich seyn, wenn eine bedeutende Samm-
lung unzweydeutiger Erfahrungen zu Ge-
bote stehet und alte Gewohnheit und Vor-
urtheile auf der einen Seite, so wie eine zu
lebhafte Hinneigung zum Neuen auf der an-
deren überwunden seyn werden. Eine sol-
che Beurtheilung wird aber überall nur dann
gründlich seyn können, wenn sie sich auf
eine genaue Kunde der Veränderungen stützt,
die bey den verschiedenen Zubereitungsar-
ten mit dem Flachse vorgehen und der Eigen-
schaften, welche der Flachs dadurch erlangt;
wiewohl außerdem noch manche andere
Dinge dabey zu berücksichtigen sind. Läug-
nen läßt es sich nicht, daß dieser Gegenstand
im Allgemeinen und besonders auch für das
Königreich Hannover von großer Wichtig-
keit ist. Die Königliche Societät der Wis-
senschaften wünscht daher ihrer Seits zur
künftigen, richtigen Würdigung der Sache
beyzutragen indem sie folgende Aufgabe zum
Gegenstande einer Preisbewerbung macht:

Eine gründliche Nachweisung der Verän-
derungen, welche der Flachs bey den ver-
schiedenen Arten seiner Zubereitung durch
da Roten oder auf dem bloß mechani-
schen Wege erleidet, nebst einer genauen
Untersuchung und Vergleichung der in
Beziehung auf die weitere Verarbeitung
wichtigen Eigenschaften des nach den ver-
schiedenen Methoden bearbeiteten Flachses.

[Seite 1147]

Die K.S.d.W. wünscht, daß dabey die ich
verschiedenen Gegenden üblichen Processe
der Wasser- und Thauröste einer Prüfung
unterworfen werden, wobey es erforder-
lich ist, daß die Veränderungen welche da-
rin mit dem Flachse vorgehen nicht bloß,
wie solches schon oft geschehen, im Allge-
meinen nachgewiesen, sondern mit Ge-
manigkeit chemisch verfolgt werden, welches
bisher nicht genügend geschah. Eben so ift
es in Hinsicht der bloß mechanischen Bear-
beitung erforderlich, die verschiedenen Mo-
dificationen der dazu in Vorschlag gebrach-
ten Mittel zu prüfen. Sodann sind die
Eigenschaften des aus verschiedene Weise
zu bereiteten Flachses durch genaue Beobach-
tungen und Versuche vergleichend auszumit-
teln und zugleich sowohl die Quantität der
erhaltenen Producte als auch die Abfälle
nach ihrer Natur und Benutzungsfähig-
keit, so wie auch die Beschaffenheiten der
durch weitere Verarbeitung des Flachses er-
haltenen Fabricate zu berücksichtigen. Es
versteht sich dabey von selbst, daß, um zu
sicheren Resultaten zu gelangen, der zu den
vergleichenden Untersuchungen bestimmte,
rohe Flachs von einer und derselben Quali-
tät seyn müsse.

Um die Beantwortung dieser Preisfrage
zu erleichtern, will die K.S.d.W. sie
nicht ausdrücklich auch auf den Hanf aus-
dehnen; es wird indessen gern gesehen wer-
den, wenn von den Preisbewerbern die
Behandlung dieser Pflanze mit berücksich-
tigt wird.

Für den Julius 1822 wird die umstehende Preis-
frage von neuem, und zwar mit Verdoppelung
des dafür bestimmten Preises
in der Maße
aufgegeben, daß im Fall Eine genügende und die an-
[Seite 1148] dern überwiegende Schrift einkommt, ihr Verfasser den
doppelten Preis, also vier und zwanzig Duca-
ten
erhalten soll, falls hingegen zwey gleich gute
einlaufen, jede derselben mit dem sonstigen einfachen
Preis von zwölf Ducaten honorirt werden wird.

Die Verf. der schon im vorigen Jahre eingesand-
ten Concurrenz-Schriften können Abänderungen der-
selben, oder Nachträge dazu einschicken, auch wenn sie
es nöthig finden sollten, eine Abschrift ihrer frühern
Abhandlungen von hier besorgen lassen.

Die Ausgabe selbst ist folgende:

Da das Zusammentreffen verschiedener
Umstände bewirkt, daß der Betrieb der Berg-
werke am Oberharz gegenwärtig nicht mehr
so schwunghaft seyn kann, als er es vormahls
war; und da die allmählige Verminderung
der Erze, falls nicht etwa unerwartet neue,
große Anbrüche entdeckt werden sollten, eine
Einschränkung des Betriebes und dadurch die
Verminderung einer Haupterwerbsquelle
für viele Menschen nothwendig zur Folge ha-
ben muß; so ist es gewiß gerathen, bey Zei-
ten zu untersuchen: welche Arten von Ge-
werden sich am besten dazu eignen dürften,
um am Oberharz neben den eigentlichen
Bergmännischen Gewerben mit Vortheil be-
trieben zu werden, und welche Mittel am
dienlichsten seyn möchten, um solche neue
Gewerbe dort mit Glück einzuführen. Die
Königl. Societät d.W. bestimmt daher,
um ihrer Seits dazu beyzutragen, die Auf-
merksamkeit auf diesen, für jeden Freund des
Vaterlandes und jener merkwürdigen Ge-
birgsgegend insbesondre, so wichtigen Ge-
genstand zu leiten, zur Preisaufgabe, die
beste Beantwortung der Frage:

Welche Arten von Gewerben sind in Hin-
sicht auf die natürliche Beschaffenheit und
[Seite 1149] die übrigen Verhältnisse des Oberharzes
am Mehrsten dazu geeignet, neben den ei-
gentlichen Bergmännischen Gewerben, ei-
nem Theile der dortigen Einwohner einen
angemessenen und dauernden Unterhalt zu
verschaffen, und durch welche Mittel wür-
de dort solchen neuen Gewerben am leichte-
sten Eingang verschafft werden können?

Und für den November desselben Jahres:

Die, auf eine kritische Zusammenstellung
den bisherigen Erfahrungen und auf neue
Versuche und Beobachtungen gegründete
Nachweisung, des noch immer nicht gehö-
rig erörterten Einflusses, den das Gyp-
sen
(sogenannte Duxen) auf den Klee
und einige andere ökonomische Gewächse
äußert, um dadurch ein rationelles Ver-
fahren bey der Anwendung desselben zu
begründen.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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