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Göttingische
gelehrte Anzeigen.
Unter der Aufsicht
der königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der zweyte Band
auf das Jahr 1819.

Göttingen,
gedruckt bey J.C. Baier.

Göttingen.

[Seite 1929]

Am 13ten des vorigen Monaths feyerte die K. So-
cietät der Wissenschaften ihren Stiftungstag zum
achtundsechzigsten Mahle.

Die Vorlesung hielt der zeitige Director dersel-
ben, Hr. Hofrath Tychsen de defectibus rei
numariae Muhammedanorum supplendis
, wovon
so wie von einigen andern Mittheilungen der Her-
ren Hofräthe Stromeyer und Hausmann ehe-
stens ausführlichere Nachricht gegeben werden wird.

Hier zunächst vom Jahrsbericht, den Hr. Obermedi-
cinalrath Blumenbach in der gleichen Sitzung
vorlegte.

Das jährige Directorium war an Michaelis
vom Hrn. Hofrath Mayer in der mathemati-
schen Classe auf Hrn. Hofrath Tychsen in der
historisch-philologischen übergegangen.

Aus ihrem engern Verein hat die Societät den
Hrn. Prof. Fr. Gottl. Welcker verlohren, der
als Professor an die Universität zu Bonn beru-
[Seite 1930] fen, und nun unter die auswärtigen Mitglieder
der K. Gesellsch. d. Wiss. versetzt worden.

Durch den Tod sind ihr neuerlich entrissen:

Unter den Ehrenmitgliedern: Se Exc. der Herr
Graf Georg Festetics von Tolna Kais. Kön.
Cämmerer etc. Stifter des Georgicon’s zu Keszthely.

Von auswärtigen Mitgliedern: die Herren Fr.
W. Heinr. von Trebra, K. Sächs. Oberberg-
hauptmann zu Freyberg; Fr. Heinr. Jacobi,
K. Bayerscher Geh. R. zu München; J. Andr.
de Luc, Prof. Honorar. zu Göttingen und seit
44 J. Lecteur Ihrer Maj. unsrer verewigten Kö-
niginn; und Barth. Faujas St. Fond,
Mitgl. der Pariser Ac. der Wiss.

Von Correspondenten: die Herren Alo. Brug-
natelli
Prof. der Chemie zu Pavia; I. Dan.
Äkerbladt, K. Schwed. Geh. Legations-Secr. zu
Rom; Jac. Morelli, Director der St. Mar-
cus Bibl. zu Venedig; Paul Kitaibel, Prof.
der Botanik zu Pesth; Fr. Xav. Burtin,
Protomedicus der Niederlande zu Brüssel; Seb.
Just. Brugmans, Prof. der Med. zu Leiden;
und Ferd. Aug. G. Emmert, Prof. der Med.
zu Tübingen.

Die seit dem vorjährigen Anniversarium gehalte-
nen Vorlesungen sind jedesmahl in diesen Blättern
ausführlich angezeigt. Und so auch manches andre
was in den Sitzungen vorgelegt worden. Außerdem
sind aber auch noch nachstehende handschriftliche Auf-
sätze der Societät zugesandt: von Hrn. Staatsrath
de Boucher zu St. Petersburg, ein Mémoire
sur l’origine de la poudre à canon, sur celle du
feu Grégeois, sur les abus que l’on en a fait, et sur
les moyens d’y rémedier
; von Hrn. Justiz-Com-
missarius Keferstein zu Halle, antiquarisch-mi-
neralogische Untersuche über das murrhinum der
[Seite 1931] Alten; vom Hrn. D. Ayrer zu Harburg analecta
de morbis hepatis
; und vom Hrn. Dd. Eichhorn
zu Peina zoochemische Versuche über die verschiedne
Wirkung des blausauren Eisenkali auf den Cruor
warmblütiger Thiere, je nachdem es demselben entwe-
der durch die ersten Wege mittelst des Chylus, oder
aber direct durch die Lungen beygebracht worden; mit
Folgerungen auf die Bildung des Cruor’s aus seinen
verschiedenartigen nähern Bestandtheilen.

* * *

Nun zu den von der K. Societät auf den
dießjährigen November aufgegebenen beiden Preis-
fragen:

Für den Hauptpreis war von der mathe-
matischen
Classe verlangt:

Examen theoriae Daltonianae de expansio-
ne fluidorum tam liquidorum quam elastico-
rum, Mercurii inprimis et aëris atmosphaerici,
a calore genita, experimentis simplicibus et
certis mixum, et eum pracipue in finem insti-
tutum, ut de necessitate, graduum, quales
thermometrum scalae hucusque receptae,
referunt, progressiones mutandi, a Daltonio
agitata, judicium dubiis exemtum ferre li-
ceat
.

Es ist aber keine Concurrenzschrift darauf eingelaufen.
Der öconomische Preis hingegen betraf:

eine auf genaue Beobachtungen gegründete,
vollständige Angabe der Naturgeschichte der
Ackerschnecke
(Limax agresits), nebst einer An-
leitung zur Anwendung sicherer, durch Er-
fahrungen erprobter und im Großen mit
Vortheil verknüpfter Mittel zur Verhütung
der starken Vermehrung oder zur Vertil-
gung derselben.

[Seite 1932]

Zur Beantwortung dieser Aufgabe waren zwey
Schriften eingegangen. Die eine mit dem Motto:
Einsamkeit führt zum Nachdenken be-
handelte den Gegenstand zu leicht, enthielt fast bloß
das ohnehin bekannte aus einigen Büchern zur po-
pulären Naturgeschichte zusammengestellt. Die
andre mit dem Sinnspruch; Selten thut
der Mensch das Wichtigste erkunden
,
weil er es ferne sucht, und nahe hätt’
gefunden
, empfiehlt sich hingegen durch größere
Vollständigkeit und Bekanntschaft mit dem meisten
was Andere bisher über die Naturgeschichte der Acker-
schnecke geliefert haben: aber auch durch zahlreiche
und zweckmäßige eigne Beobachtungen, und Versuche;
so wie durch eine eben so vollständige Darstellung und
Prüfung der gegen diese Schnecke vorgeschlagenen
Mittel, wobey gezeigt wird, welche davon nach Ver-
schiedenheit der von den Localverhältnissen abhängen-
den Umstände mit Vortheil anzuwenden sind.

Als Verfasser dieser letzten Schrift, welcher von der
K. Societät der Preis zuerkannt worden, nannte
sich in dem in der Sitzung entsiegelten Zettel:

Johann Carl Leuchs in Nürnberg
(derselbe der auch vor vier Jahren den Preis
über die Theorie der Viehmästung erhalten hatte).

Zugleich ward der andre Zettel ordnungsmäßig uner-
öffnet verbrannt.

* * *

Noch sind die Aufgaben für die nächstkommen-
den Jahre
anzuzeigen und zwar zuerst die
Haupt-Preisfragen:

Für den November künftigen Jahres
von der historisch-philologischen Classe:

Instituatur recensus ac comparatio critica
[Seite 1933] monumentorum priscorum omnis generis,
quae hactenus in America innotuerunt, cum
monumentis Asiae et Aegypti. Doceatur qua-
tenus inter se conveniant, quatenus diffe-
rant. Censurae subiiciantur argumenta, qui-
bus conjectura ex iis ducta, communionem
jam antiquitus inter terras hasce longinquas
earumque incolas exstitisse; superstructa est
.

Man verlangt eine Uebersicht und critische
Vergleichung derjenigen alten Denkmähler
aller Art, welche bis jetzt in America be-
kannt worden, mit den Asiatischen und Ae-
gyptischen Denkmählern. Man zeige wie fern
sie mit einander übereinkommen oder von
einander verschieden sind; und würdige dar-
nach die Gründe, auf welche die daher abge-
leiteten Vermuthungen gebaut sind, daß
schon in früher Zeit Verbindungen zwischen
diesen fernen Ländern und deren Bewoh-
nern statt gehabt.

Für den November 1821 von der physi-
schen
Classe:

Quum in tot tantisque conversionibus quas
solidam telluris crustam inde a prima ejus crea-
tione subiisse constat, nonnullae earum recen-
tioris aevi ad statuta historica tempora referen-
da videantur, aliae contra longe antiquiores
omnem historiae notitiam longe excedant, desi-
derat Societas Regia tum plenam satis et accu-
ratam investigationem earum solidae superfi-
ciei orbis terraquei mutationum quae docu-
mentis ex ipsa historia petitis demonstrari pos-
sunt, tum vero et expositionem consectariorum,
quibus ipsis hisce phaenomenis historicis ad ex-
plicationem longe antiquiorum conversionum
probabiliter uti licebit, quales planetam no-
strum inde a prima ejus formatione pridem
[Seite 1934] subiisse testatur quidem geologie, de quarum
vero aetate et modo omnis historia silet
.

Die Untersuchung der Erdoberfläche und
der verschiedenen Lagen, woraus die rigide
Erdrinde besteht, führt zu dem sichern Result-
tate, daß nicht alle Theile derselben gleichzei-
tig und auf dieselbe Weise gebildet sind und
daß sie zum Theil nach ihrer ersten Bildung
gewisse Umänderungen erlitten haben müs-
sen. Wenn wir nun gleich im Stande sind, das
relative Alter jener successiv gebildeten Mas-
sen auszumitteln und verschiedene große Erd-
catastrophen zu unterscheiden, so ist es uns
doch nicht möglich, die Zeiten zu bestimmen,
in denen jene Bildungen und Umbildungen
erfolgten, oder die Dauer der Zeiträume an-
zugeben, die zwischen den großen Erdrevolu-
tionen verstrichen. Es frägt sich aber, ob nicht
doch gewisse, mehr partielle Veränderungen
der Erdoberfläche im Gebiete geschichtlicher
Ueberlieferung liegen, und ob nicht durch Be-
obachtungen, so wie durch sorgfältige Ver-
gleichungen verschiedenartiger Nachrichten
über die Beschaffenheiten gewisser Theile der
Erdoberfläche, einige sichere Resultate zur
Bestimmung der Zeit, in welcher jene Verän-
derungen sich zutrugen, und der Zeitdauer,
welche die Bildung gewisser Theile der Erd-
rinde erforderte, zu erlangen seyn sollten, wo-
durch vielleicht ein helleres Licht über die Um-
änderungen der Erdoberfläche, zu welchen
die Geschichte nicht reicht, verbreitet werden
würde.

Da dieser Gegenstand bisher nicht so um-
fassend und gründlich bearbeitet worden ist
wie er es verdient, so macht die Königliche
Gesellschaft der Wissenschaften zum Gegen-
stande einer Preisaufgabe:

[Seite 1935]

Die gründlichste und umfassendste Untersu-
chung über die Veränderungen der Erd-
oberfläche, welche in der Geschichte sich nach-
weisen lassen und die Anwendung, welche
man von ihrer Runde bey Erforschung der
Erdrevolutionen, die außer dem Gebiete
der Geschichte liegen, machen kann.

Und nun eine neue Aufgabe für den November
1822 von der mathematischen Classe:

Notum est astronomos nonnullos ex observa-
tis motibus fixarum propriis suspicatos esse
motum proprium systematis nostri solaris ver-
sus signum Herculis
.

Nuperiores quidem aliorum disquisitiones
etsi eum motum neutiquam confirmarint, rem
tamen nondum ad liquidum deduxerunt, et
quamquam id doceant, in motibus istis propriis
hactenus observatis effectus motus proprii sy-
stematis nostri solaris nullatenus praevalere
quidem, spem tamen non adimunt, fore ut in-
quisitione accuratiore, calculo probabilium
nixa, utique in istis motibus fixarum vestigia
quoque hujus solaris motus agnoscere liceat
.

Desiderat ergo R.S.S.

novam eamque accuratam indaginem ob-
servatorurn in stellis fixis motuum proprio-
rum, ad eruendam, si licebit, directionem
verisimillimam motus systematis nostri so-
laris
.

Bekanntlich haben einige Astronomen in
den beobachteten eignen Bewegungen der
Fixsterne eine Bewegung unsers Sonnensy-
stems, gegen das Sternbild des Hercules zu,
zu erkennen geglaubt. Neuere Untersuchun-
gen anderer Astronomen haben zwar dieß
[Seite 1936] nicht bestätigt, erschöpfen jedoch den Gegen-
stand nicht, und obgleich sie zeigen daß in
den beobachteten eignen Bewegungen die
Wirkung der eignen Bewegung unsers Son-
nensystems nicht überwiegend vorherrsche
schließen sie die Hoffnung nicht aus, daß eine
strengere Untersuchung, gestützt auf die
Wahrscheinlichkeitsrechnung, in jenen noch
die Spuren von diesen erkennen könne.

Die K. Societät wünscht demnach:

Eine neue sorgfältige Discussion der beob-
achteten eignen Bewegungen der Fixsterne,
um wo möglich die wahrscheinlichste Rich-
tung der Bewegung unsers Sonnensy-
stems auszumitteln.

Der auf jede dieser Hauptaufgaben gelebte Preis
ist von funfzig Ducaten, und der Termin, wenn die
Concurrenzschriften postfrey eingesandt seyn müssen,
ist der letzte September der bestimmten Jahre.

* * *

Endlich die von der Königlichen Societät für die
nächsten beiden Jahre aufgegebnen öcono-
mischen
Preisfragen:

Für den Julius 1820:

Da das Zusammentreffen verschiedener
Umstände bewirkt, daß der Betrieb der Berg-
werke am Oberharz gegenwärtig nicht mehr
so schwunghaft seyn kann, als er es vormahls
war; und da die allmählige Verminderung
der Erze, falls nicht etwa unerwartet neue,
große Anbrüche entdeckt werden sollten, eine
Einschränkung des Betriebes und dadurch die
Verminderung einer Haupterwerbsquelle
für viele Menschen nothwendig zur Folge ha-
ben muß; so ist es gewiß gerathen, bey Zei-
[Seite 1937] ten zu untersuchen: welche Arten von Ge-
werben sich am besten dazu eignen dürften,
um am Oberharz neben den eigentlichen
Bergmännischen Gewerben mit Vortheil be-
trieben zu werden, und welche Mittel am
dienlichsten seyn möchten, um solche neue
Gewerbe dort mit Glück einzuführen. Die
Königl. Societät d.W. bestimmt daher,
um ihrer Seits dazu beyzutragen, die Auf-
merksamkeit auf diesen, für jeden Freund des
Vaterlandes und jener merkwürdigen Ge-
birgsgegend insbesondre, so wichtigen Ge-
genstand zu leiten, zur Preisaufgabe, die
beste Beantwortung der Frage:

Welche Arten von Gewerben sind in Hin-
sicht auf die natürliche Beschaffenheit und
die übrigen Verhältnisse des Oberharzes
am Mehrsten dazu geeignet, neben den ei-
gentlichen Bergmännischen Gewerben, ei-
nem Theile der dortigen Einwohner einen
angemessenen und dauernden Unterhalt zu
verschaffen, und durch welche Mittel wür-
de dort solchen neuen Gewerben am leichte-
sten Eingang verschafft werden können?

Für den November desselben Jahrs:

Die Innerste, welche bey Langelsheim den
Harz verläßt, und dann ihren Lauf durch das
Hildesheimische nimmt, um sich bey Ruhte
mit der Leine zu vereinigen, führt von den
Abfällen der am Oberharze an ihr liegenden
Poch- und Hüttenwerke viele Theile mit
sich fort, wodurch nicht allein ihr Wasser
gewisse nachtheilige Eigenschaften zu erhal-
ten scheint, sondern wodurch auch besonders
die in ihrer Nähe liegenden Wiesen und an-
dere Ländereyen mit sehr unfruchtbaren, der
Vegetation schädlichen Theilen über-
[Seite 1938] schwemmt werden, dadurch jährlich der Er-
trag eines sehr großen Areals bedeutend ver-
mindert wird, wie solches mit Mehrerem
aus einem diesen Gegenstand betreffenden
schätzbaren Aufsatze im 28. Stücke des Han-
növerschen Magazins für 1818 zu erse-
hen ist. Es sind bereits zu verschiedenen Zei-
ten Mittel vorgeschlagen, um jenem großen
Uebel zu steuern, gegen deren Anwendbar-
keit man aber mit Recht Zweifel erhoben hat.
Man wird auch wahrscheinlich nicht eher
zweckmäßige Vorkehrungen zur Verminde-
rung des durch die Innerste bewirkten Scha-
dens auffinden, bevor man nicht eine gründ-
liche Einsicht in die Natur desselben erlangt
hat. Es ist aber bis jetzt noch nicht einmahl
entschieden, ob die Innerste allein durch die
sogenannten After (die Abfälle von den Poch-
werken) welche durch sie aufgeschwemmt
werden, oder auch durch ihr Wasser, wel-
ches vielleicht schädliche Theile chemisch auf-
gelöst enthält, schade; ob die After bloß me-
chanisch, oder ob sie auch durch ihre Be-
standtheile nachtheilig einwirken u.s.w.
Die Königliche Societät d.W. ver-
langt daher, um die Aufklärung dieser
Sache und wo möglich die Auffindung
wirksamer Mittel gegen das große Ue-
bel, welchem die Landwirthschaft einer
Provinz des Königreichs Hannover fort-
während ausgesetzt ist, zu veranlassen,

eine gründliche Untersuchung der Ursachen
des Schadens, den die Innerste den an-
gränzenden Ländereyen auf ihrem Laufe
durch das Hildesheimische zufügt, nebst
Vorschlägen zu wirksamen und im Gro-
ßen ausführbaren Maßregeln, um dem-
selben so viel wie möglich Einhalt zu
thun.

[Seite 1939]

Was die zu erwarteten Vorschläge betrifft, so
würde dabey unter Andern zu berücksichtigen seyn:

Für den Julius 1821:

Der Mangel sehr feuerfester Schmelzge-
fäße, welche höhere Hitzgrade als z.B.
die bekannten Almeröder Tiegel aushal-
ten können ohne zu schmelzen, ist in man-
chen Gegenden von Deutschland, bey ver-
schiedenen technischen Anwendungen, sehr
fühlbar. Die Erfahrung lehrt, daß Talk-
erde die Feuerbeständigkeit des Thons sehr
zu vermehren vermag und es frägt sich,
ob nicht etwa die aus den Mutterlau-
gen von der Kochsalzsiedung auf manchen
Salinen in Menge darstellbare kohlensaure
Bittererde oder Talkerde haltige Fossilien,
wie u.A. der Serpentin, mit Vortheil als
Zusatz bey der Fabrication solcher Schmelz-
gefäße angewandt werden könnten?

[Seite 1940]

Die Königl. Societät d.W. macht daher zum
Gegenstande einer Preisaufgabe:

Eine aus Versuche gegründete Beantwor-
tung der Frage: wie die auf den Salinen
zu gewinnende kohlensaure Talkerde, oder
andre Talkerde haltige Körper, zur Ver-
fertigung sehr feuerfester Schmelzgefäße
mit Vortheil benutzt werden können?

Wobey die Königl. Societät d.W. erwartet,
daß der Anleitung zu Anfertigung derselben,
Proben von dem nach derselben bereiteten
Schmelzgeräthe zur Prüfung beygefügt wer-
den.

Für den November aber desselben Jahres
wird nachstehende Aufgabe zum ersten Mahle be-
kannt gemacht:

Die mechanische, maschinelle Bearbeitung
des Flachses Statt der bisher üblichen Ro-
tung ader Röstung desselben, fesselt gegen-
wärtig die Aufmerksamkeit der deutschen
Landwirthe im hohen Grade. Eine un-
parteyische, vollständige und richtige Ab-
wiegung der Vortheile oder Nachtheile die
mit der einen oder anderen dieser Methoden
verknüpft sind, wird erst in der Folge mög-
lich seyn, wenn eine bedeutende Samm-
lung unzweydeutiger Erfahrungen zu Ge-
bote stehet und alte Gewohnheit und Vor-
urtheile auf der einen Seite, so wie eine zu
lebhafte Hinneigung zum Neuen auf der an-
deren überwunden seyn werden. Eine sol-
che Beurtheilung wird aber überall nur dann
gründlich seyn können, wenn sie sich auf
eine genaue Runde der Veränderungen stützt,
die bey den verschiedenen Zubereitungsar-
ten mit dem Flachse vorgehen und der Eigen-
[Seite 1941] schaften, welche der Flachs dadurch erlangt;
wiewohl außerdem noch manche andere
Dinge dabey zu berücksichtigen sind. Läug-
nen läßt es sich nicht, daß dieser Gegenstand
im Allgemeinen und besonders auch für das
Königreich Hannover von großer Wichtig-
keit ist. Die Königliche Societät der Wis-
senschaften wünscht daher ihrer Seits zur
künftigen, richtigen Würdigung der Sache
beyzutragen, indem sie folgende Aufgabe
zum Gegenstande einer Preisbewerbung
macht:

Eine gründliche Nachweisung der Verän-
derungen, welche der Flachs bey den ver-
schiedenen Arten seiner Zubereitung durch
das Roten oder auf dem bloß mechani-
schen Wege erleidet, nebst einer genauen
Untersuchung und Vergleichung der in
Beziehung auf die weitere Verarbeitung
wichtigen Eigenschaften des nach den ver-
schiedenen Methoden bearbeiteten Flach-
ses,

Die K.S.d.W. wünscht, daß dabey die in
verschiedenen Gegenden üblichen Processe
der Wasser- und Thauröste einer Prüfung
unterworfen werden, wobey es erforder-
lich ist, daß die Veränderungen welche da-
rin mit dem Flache vorgehen nicht bloß,
wie solches schon oft geschehen, im Allge-
meinen nachgewiesen, sondern mit Ge-
nauigkeit chemisch verfolgt werden, welches
bisher nicht genügend geschah. Eben so ist
es in Hinsicht der bloß mechanischen Bear-
beitung erforderlich, die verschiedenen Mo-
dificationen der dazu in Vorschlag gebrach-
ten Mittel zu prüfen. Sodann sind die
Eigenschaften des auf verschiedene Weise
[Seite 1942] zubereiteten Flachses durch genaue Beobach-
tungen und Versuche vergleichend auszumit-
teln und zugleich sowohl die Quantität der
erhaltenen Producte als auch die Abfälle
nach ihrer Natur und Benutzungsfähig-
keit, so wie auch die Beschaffenheiten der
durch weitere Verarbeitung des Flachses er-
haltenen Fabricate zu berücksichtigen. Es
versteht sich dabey von selbst, daß, um zu
sicheren Resultaten zu gelangen, der zu den
vergleichenden Untersuchungen bestimmte,
rohe Flachs von einer und derselben Quali-
tät seyn müsse.

Um die Beantwortung dieser Preisfrage
zu erleichtern, will die K.S.d.W. sie
nicht ausdrücklich auch auf den Hanf aus-
dehnen; es wird indessen gern gesehen wer-
den, wenn von den Preisbewerbern die
Behandlung dieser Pflanze mit berücksich-
tigt wird.

Auf die beste Beantwortung jeder dieser vier
Aufgaben ist ein Preis von zwölf Ducaten, und
der Termin der einzusendenden Schriften auf
das Ende des Mayes und Septembers jedes Jahrs
gesetzt.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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