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Göttingische
gelehrte Anzeigen
unter der Aufsicht
der königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der zweyte Band
auf das Jahr 1816.

Göttingen,
gedruckt bey Heinrich Dieterich.

Göttingen.

[Seite 2025]

In der neulichen zur Jahresfeyer ihrer Stiftung
gehaltenen Sitzung der Königl. Societät der Wis-
senschaften am 23. November, hielt Herr Hofrath
Blumenbach die Vorlesung, über eine neue Decade
von ausgezeichnet merkwürdigen Schädeln fremder
Völkerschaften in seinem Cabinet, von welcher in
einem der nächsten Stücke eine Anzeige gegeben
werden soll; und ertheilte sodann, wie gewöhn-
lich, den Jahrsbericht der Gesellschaft, aus welchem
wir dasjenige, was auch für diese Blätter gehört,
ausheben.

Das jährlich zu Michaelis wechselnde Directo-
rium
war dießmahl von der mathematischen Classe
auf die historisch-philologische, und zwar von Hrn.
Hofrath Mayer auf Hrn. Hofrath Tychsen über-
gegangen.

Zu neuen Mitgliedern waren seit dem vorjähri-
gen Anniversarium erwählt: A. in den Königlich
Hannoverschen Landen: Se. Excellenz der Herr
General-Feldzeugmeister Friedrich Freyherr von
[Seite 2026] der Decken
für die mathematische Classe; und für
die historische-philologische der verdienstvolle vor-
mahlige Göttingische Lehrer Herr Johann Georg
Heinrich Feder,
Hofrath und Königlicher Biblio-
thekar zu Hannover.

B. Im Auslande: für die physische Classe: Sir
Gilbert Blane, Baronet, Leibarzt Seiner König-
lichen Hoheit des Prinzen Regenten; für die mathe-
matische Herr Carl Franz Beautemps-Beaupré,
Königlich Französischer Ingénieur en chef hydro-
graphe
zu Paris; und für die historisch-philologi-
sche: Herr Heinrich Friedrich v. Diez, Königlich
Preußischer Geheimer Legationsrath und Prälat zu
Berlin; Herr Jacob Gråberg v. Hemsö, Königlich
Schwedischer Consul zu Genua; und Herr Graf
Scopoli, General-Studiendirector zu Mailand.

Zu Correspondenten aber sind ernannt: Herr
Joseph Freyherr von Hormayr, Kaiserl. Königl.
Hofrath und Oesterreichischer Historiograph zu Wien;
Herr Friedrich Tiedemann, Großherzoglich Baden-
scher Hofrath und Professor zu Heidelberg; Herr
Friedrich Carl Ludwig Sickler, Schulrath und
Director zu Hildburghausen; Herr Peter Carl
Graf de la Boulaye-Marillac,
M. D. zu Paris;
Herr A.G. Ferd. Emmert, Professor der A.K.
zu Tübingen; Herr August Vogel, Königl. Baier-
scher Hofrath und Professor der Chemie zu München;
Herr Friedrich Christian Franz, Fürstl. Reuß-
Plauenscher Commissionsrath zu Dresden; Herr
J.S.C. Schweigger, Professor zu Nürnberg; und
Herr Georg Heinrich Nöhden, A. M. zu London.

Hingegen sind der Societät in diesem Jahre durch
den Tod entrissen: von ihren hiesigen Mitgliedern
der physischen Classe, der Herr Hofr. und Professor
von Crell; von abwesenden inländischen aus der
mathematische Herr Joh. Hieronymus Schröter,
Justizrath und Oberamtmann zu Lilienthal.

[Seite 2027]

Von Correspondenten aber, so viel ihr bekannt
worden: Herr Benjamin Smith Barton, M.D.
und Prof. zu Philadelphia; Herr Aloys Immanuel
von Stipsics,
Kaiserl. Königl. Rath und Professor
der Archäologie zu Pesth; und Herr Hartwig Joh.
Christoph von Hedemann,
General-Major zu
Hannover.

Die jedesmahl zu ihrer Zeit in diesen Blättern
gegebne Anzeige der gehaltenen Vorlesungen und
dessen was sonst der Societät vorgelegt worden,
bedarf hier keiner Wiederhohlung.

Was aber die für den diesjährigen Stiftungstag
bestimmte Preisfragen betrifft, so hatte die Königl.
Societät für den Hauptpreis in der von der mathe-
matischen Classe abgefaßten Aufgabe gewünscht:

Eine unsern gegenwärtigen Kenntnissen über
die Natur der Wärme und der dadurch
hervorgebrachten gasförmigen Flüssigkeit-
ten, möglichst angemessene und auf Ver-
suche gegründete Theorie der Entzündung
des Schießpulvers, mit gehöriger Rück-
sicht auf das mangelhafte aller bisherigen
Erklärungsarten.

zu erhalten; worüber die ausführliche Bestimmung
in diesen Anzeigen zu mehreren Mahlen (– 1813.
S. 2015 u.f. 1814. S. 1897 u.f. und 1815. S.
1943 u.f. –) bekannt gemacht worden.

Es sind zwey Schriften darauf eingelaufen. Eine
mit dem Spruche: Prüfet alles und das gute be-
haltet, behandelt auf drey Blättern den Gegen-
stand, zumahl aber die Hauptpuncte der Frage so
oberflächlich, daß sie, wenn sie auch nicht gegen die
gesetzliche Vorschrift bey den Hauptaufgaben, Deutsch
geschrieben wäre, doch hier nicht in Betracht hätte
kommen können. Auch scheint der Verf. diese Ge-
[Seite 2028] danken, wie er den Aufsatz nennt, selbst nicht zur
Concurrenz eingeschickt zu haben, da er keinen ver-
siegelten Zettel mit seinem Nahmen beygefügt hat.

Weit umfassender und gründlicher ist dagegen
allerdings die andere der gedachten Schriften, die
mit den Worten Hesiods bezeichnet ist: οὑς γαῖα
καὶ ουρανος ευρυς ετικτον.
– Der Verfasser dieser
Abhandlung beschäftigt sich in derselben zuerst mit
einigen allgemeine Bemerkungen über die Bestand-
theile des Schießpulvers, über den zur Entzündung
desselben erforderlichen Grad von Hitze, über die
mehr oder mindere Entzündungsfähigkeit desselben
in Räumen, worin die Luft einem geringern Drucke,
als dem der ganzen Atmosphäre, ausgesetzt ist u. dergl.
Er findet, daß in stark verdünnter Luft sich die
Theile des Schießpulvers zwar zusammenschmelzen
und in Dämpfe verflüchtigen lassen, aber nicht
eigentlich mit einer Flamme sich entzünden und ver-
puffen. Unter dem gehörigen Drucke entzünde sich
aber dasselbe nicht allein in atmosphärischer Luft
und Sauerstoffgas, sondern auch im Wasserstoffgas,
Stickgas, kohlensaurem Gas, und mehr andern Gas-
arten, welches jedoch der Verf. nur ich Allgemeinen
anführt, ohne das besondere Detail dieser Versuche
anzugeben, das doch von einigem Interesse gewesen
seyn möchte. Hierauf wendet er sich zur Berech-
nung der Expansivkraft des durch die Entzündung
des Pulvers erzeugte classischen Fluidums, und
vergleicht das Resultat seiner Rechnung mit Rum-
fords Versuchen, nach denen jene Kraft wenigstens
55000 Mahl größer als der Druck der Atmosphäre
ist. Da indessen diese und mehr andere Unter-
suchungen des Verf. nicht die Hauptfrage der So-
cietät betreffen, nähmlich, ‘“aus welcher Quelle,
auch durch das kleinste Fünkchen, plötzlich die unge-
heure Menge von Wärme hervorbreche, welche fast
[Seite 2029] in einem Augenblicke die größte Quantität Pulvers
in Dämpfe und Gasarten zu verflüchtigen vermag etc.”’
so begnügen wir uns bloß mit einer kurzen Dar-
stellung der Ansicht, welche der Verfasser, in Be-
ziehung auf jene Frage, der Societät mitgetheilt hat.

Daß diese Wärme nicht durch Zersetzung von
Oxygengas, wie bey gewöhnlichen Verbrennungs-
processen erzeugt werden kann, liegt schon in der
Natur der von der Societät aufgegebenen Frage
an sich, und wenn dieser Frage hinzugefügt ist, was
dennoch die geringe Menge von atmosphärischer Luft,
welche zwischen den Körnern einer eingeschlossenen
Portion Pulvers noch zurückbleibt, zur Entzündung
des Pulvers beytragen dürfte, so konnte die Mei-
nung der Societät nicht seyn, jene Quantität von
Wärme aus der Zerlegung des Oxygengases jener
geringen Menge atmosphärischer Luft abzuleiten, son-
dern vielmehr was diese Luft, deren Elasticität
doch immer dem Drucke der ganzen Atmosphäre
entspricht, vielleicht in Beziehung auf diesen Druck
selbst,
für eine Nebenrolle bey der Entzündung des
Pulvers spielen dürfte, da die Versuche gelehrt
haben, daß Pulver, welches gar keinem solchen
Drucke ausgesetzt ist, sich nicht entzünden zu können
scheint. Es liegt also schon in der von der Societät
aufgestellten Frage selbst, daß die plötzliche Ent-
wickelung von Wärme sich wohl zunächst aus der
specifischen, und durch irgend einen Umstand in
völlige Freyheit versetzten Wärme des Schießpul-
vers selbst, wenigstens zum Theil dürfte ableiten
lassen, und daß es nur darauf ankomme, die Um-
stände zu bestimmen, unter denen dieß geschehen
kann, und auf welche Weise auch das kleinste Fünkchen
dieß zu bewerkstelligen vermag. Nach dem Verf.
liegt die Wärmequelle allerdings auch in dem Schieß-
pulver, aber ihre plötzliche Entwickelung wisse er
[Seite 2030] sich freylich nicht vollkommen zu erklären, wenn er
sie gleich nach dem bewundernswürdigen Spiel der
Verwandtschaften, welche öfters durch die geringste
Ursache in Thätigkeit versetzt würden, nicht unbe-
greiflich finde. Durch Beyhülfe eines Fünkchens,
also durch die geringe Temperaturerhöhung auch nur
in einem Körnchen einer noch so großen Pulver-
masse, würden nähmlich diejenigen Verwandtschaften
der einzelnen Bestandtheile des Pulvers in Thätigkeit
gesetzt, wodurch sich diese zu Kohlensäure, Schwefel-
säure, Wasser u.s.f. vereinigten, welche denn durch
die hiebey zugleich sich entwickelnde Wärme sich in
diejenigen elastischen Flüssigkeiten verwandelten,
denen man die Wirkung des Schießpulvers zuschreibe,
indem diese Wärme selbst sich zuvor in dem Schieß-
pulver in einem Zustande befunden habe, in welchem
sie unfähig gewesen sey ihre Wirkung zu äußern.
Daß aber mit einer solchen allgemeinen Darstellung
die Societät sich nicht begnügen könne, ist leicht zu
erachten. Betrachten wir nähmlich die elastischen
Flüssigkeiten in welche sich das Schießpulver ver-
wandelt, so leidet es fast keinen Zweifel, daß ihre
specifische Wärme größer seyn muß als zuvor, da
sie noch zu einer festen Masse vereinigt waren, wenn
anders unsere bisherigen Ansichten über die Natur
der elastischen Flüssigkeiten und ihrer Bildung durch
den Beytritt der Wärme ihre Richtigkeit haben.
So ist also z.B. die specifische Wärme des liquiden
Wassers größer als die des Eises, und diejenige des
Wasserdampfs wieder größer als diejenige des liqui-
den Wassers u.s.w. Wir hätten also gewünscht,
daß der Verf. zur Erläuterung seiner Theorie einige
Berechnungen über die specifische Wärme der elasti-
schen Flüssigkeiten, in welche sich das Schießpulver
verwandelt, in Vergleich derjenigen, welche das
Pulver selbst enthält, beygebracht hätte. Aber es
[Seite 2031] ist hier der Ort nicht zu zeigen, wie Berechnungen
dieser Art, sowohl nach gewissen bereits bekannten
Datis, als auch noch durch Beyhülfe einiger Ver-
suche, sich würden bewerkstelligen lassen. Fände sich,
wie höchst wahrscheinlich ist, daß die specifische Wärme
des Schießpulvers allein nicht hinreichte, dasselbe
in elastische Dämpfe etc. zu verwandeln, so müßte
man also entweder verschiedenes in unsern bisheri-
gen Ansichten der Wärme selbst, noch modificiren,
oder zur Bildung jener elastischen Flüssigkeiten noch
Wärmeabsorptionen aus andern Quellen herbey-
rufen, worüber wir uns hier nicht weiter erklären
können. Aus allem erhellet, daß die Hauptschwie-
rigkeit in der von der Societät aufgegebenen Frage
von dem Verf. noch nicht so gehoben ist, daß wir
uns damit befriedigen könnten. Der Verf. scheint
dieß selbst gefühlt zu haben, indem er die Kraft des
Schießpulvers nicht bloß den Dämpfen, sondern
auch der neuen Verbindung, in welche sich die Theile
des Pulvers selbst, bey der Entzündung desselben,
versetzen, zuschreibt, und wobey eine ausdehnende
Kraft wirken soll, ungefähr derjenigen ähnlich, welche
beym Gefrieren des Wassers statt findet, welche
Vorstellungsart aber bey Schießpulver, dessen Körner
so lose neben einander liegen, wohl nicht gut Statt
finden kann.

Diese ausführliche Beurtheilung der gedachten,
übrigens ihrem Verf. Ehre machenden Schrift, ver-
glichen mit den eben so ausführlich als bestimmt
abgefaßten Forderungen der Aufgabe, zeige hin-
reichend, warum die Königl. Societät das Vergnü-
gen nicht haben konnte, derselben den Preis zu
ertheilen.

Der derselben beygelegte versiegelte Zettel ward
wie gewöhnlich gleich in der öffentlichen Sitzung
verbrannt.

[Seite 2032]

Die öconomische Preisfrage: Wie der Holzessig
auf eine im Großen leicht ausführbare Weise
zu reinigen sey
etc. hat dießmahl noch keine Beant-
wortung erhalten; sie wird aber wie unten gesagt
werden soll, vom neuen, und mit erhöhten Bedin-
gungen, aufgegeben.

Ueberhaupt ist noch die Anzeige der Preisfragen
für die nächstfolgenden Jahre zu machen.

Erst die für den Hauptpreis.

Für den November 1817 ist von der historisch-
philologischen
Classe aufgegeben:

Historia bonarum artium Graecarum in Syria
inde ab initio imperii Seleucidarum usque ad
tertium a Christo nato seculum
.

Geschichte der schönen Griechischen Kunst
in Syrien vom Anfang der Herrschaft der
Seleuciden bis zum dritten Jahrhundert nach
Christus.

Für den November 1818 von der physischen
Classe:

Postulatur ut experimentis certis et ex-
ploratis doceatur, num quod hactenus vo-
cabatur acidum muriaticum, idemque tam
simplex quam oxygenatum, revera ad sub-
stantias oxygenatas (ex connubio basis cujus-
dam combustibilis cum oxygenio compositas)
referendum sit; anve potius oxygenio plane
careat, adeoque acidum sic dictum muria-
ticum oxygenatum pro substantia simplici,
oxygenio saltem quodammodo analoga, ha-
bere liceat
.

Durch Versuche auf eine unzweydeutige
und entscheidende Art darzuthun, ob die
[Seite 2033] Salzsäure und oxygenirte Salzsäure wirklich
oxyegenirte Substanzen, d.h. Verbindungen
einer brennbaren Grundlage mit dem Sauer-
stoffe sind, oder ob in diesen Körpern kein
Sauerstoff enthalten ist, und die oxygenirte
Salzsäure folglich als eine einfache dem
Sauerstoffe analoge Substanz betrachtet wer-
den muß.

Und nun eine neue Aufgabe für den November
1819 von der mathematischen Classe:

Examen theoriae Daltonianae de expan-
sione fluidorum tam liquidorum quam ela-
sticorum, Mercurii inprimis et aëris at-
mosphaerici, a calore genita, experimentis
simplicibus et certis nixum, et eum prae-
cipue in finem institutum, ut de necessitate
graduum, quales thermometrorum scalae
hucusque receptae referunt progressiones
mutandi, at Daltono agitata, judicium dubiis
exemtum ferre liceat
.

Eine auf einfache und scharfe Versuche
gegründete Prüfung der Daltonischen Theorie
über die Ausdehnung der tropfbaren und
elastischen Flüssigkeiten besonders des Queck-
silbers und der atmosphärischen Luft, durch
die Wärme, mit hauptsächlicher Beziehung
auf die von Dalton behauptete Nothwendig-
keit, die Progressionen der Grade auf den
bisherigen Thermometerscalen ändern zu
müssen.

* * *

Der auf jede dieser Hauptaufgaben gesetzte Preis
ist von funfzig Ducaten, und der Termin, wann
die Schriften die dazu concurriren wollen, Postfrey
[Seite 2034] eingesandt seyn müssen, ist der letzte September
der bestimmten Jahre.

* * *

Endlich die von der Königlichen Societät für die
nächsten vier Termine aufgegebnen öconomischen
Preisfragen:

Für den Julius des nächstkommenden Jahres:

Eine auf genaue Beobachtungen sich grün-
dende, vollständige Naturgeschichte aller
der verschiedenartigen den Rübsaamenfel-
dern schädlichen Insecten, nebst der Angabe
der sichersten und im Großen anwendba-
ren Mittel zur Verhütung des von den-
selben herrührenden Schadens.

Die Königliche Societät wünscht, daß bey der
Beantwortung dieser Frage hauptsächlich folgendes
berücksichtigt werden möge:

Für den November desselben Jahrs:

Speculative Landwirthe haben bisher bey
dem Haushaltungsvieh durch wohlüber-
legte Modificationen sowohl der Züchtung
in und in, als auch der Kreuzung die auf-
fallendsten Verbesserungen und auch Ver-
schlechterungen der Rassen hervorgebracht,
und ihre darüber gemachten Erfahrungen
in Schriften niedergelegt. Man verlangt
die vollständigste gründlichste Darstellung
dieser Lehre, so weit als sie aus den be-
kannten Erfahrungen gegeben werden kann.

Für den Julius 1818:

Da aus den Versuchen, die man seit vielen
Jahren in verschiedenen Gegenden von
Deutschland, über die Cultur Nordameri-
canischer Waldbäume angestellt hat, zwar
hervorgeht, daß manche darunter, zumahl
einige Nadelholz-Gattungen, bey uns gut
gedeihen, aber doch noch keine genügende
Resultate zur Entscheidung der wichtigen
Frage gezogen worden sind: Ob unter jenen
Bäumen gewisse
Species sind, die zur Cultur
im Großen besonders empfohlen, oder wohl
gar gewissen einheimischen Waldbäumen
vorgezogen zu werden verdienen?
so findet
sich die Königliche Societät der Wissenschaften
zur Aufgabe folgender Preisfrage veranlaßt:

[Seite 2036]

Gibt er Nordamericanische Waldbäume,
die unter gewissen Verhältnissen in
Deutschland mit gleichen oder größern
Vortheilen, als gewisse einheimische
Waldbäume, im Großen cultivirt wer-
den können?

Zur vollständigen und gründlichen Beantwortung
dieser Frage siehet die Königliche Societät als Haupt-
erfordernisse an:

[Seite 2037]

Und nun für den November 1818 wird wie
gedacht, die nachstehende, dießmahl unbeantwortet
gebliebene Frage noch einmahl aufgegeben; aber
mit Verdoppelung des sonstigen Preises; und
zwar so, daß falls Eine genügende und die andern
überwiegende Schrift einkommt, ihr Verf. den dop-
pelten Preis, also vier und zwanzig Ducaten, und
wenn hingegen etwa zwey gleich gute einlaufen,
jede derselben den gewöhnlichen einfachen Preis er-
halten soll. Die Societät wünscht nähmlich:

Eine auf genaue Versuche gegründete An-
weisung, wie der Holzessig oder die so
genannte Holzsäure, welche mit brenzlich-
öligen Theilen verbunden, in großer Menge
und ohne kostspielige Vorrichtungen bey
dem Verkohlen der Holzes gewonnen wer-
den kann, auf eine im Großen leicht aus-
führbare Weise so zu reinigen ist, daß der-
selbe mit gleichem Vortheile wie gewöhn-
licher Essig in der Oeconomie, ganz be-
sonders aber zur Darstellung mancher Fa-
bricate welche Essig erfordern, z.B. des
Bleyweißes, Bleyzuckers, Grünspans, und
mehrerer pharmaceutischer Präparate, an-
gewandt werden könne.

Zur gründlichen Beantwortung dieser Frage wird
erforderlich seyn:

Der gewöhnlich Preis besteht in zwölf Ducaten,
und der späteste Termin der postfreyen Einsendung
ist Ausgang des Mays und des Septembers.

* * *

Endlich müssen wir gedenken, daß der Königlichen
Societät noch erst am 17. October eine Schrift
mit dem Motto: Non sibi, sed toti genitum
se credere mundo
über die schon im Jahre 1811
für den November 1814 aufgegebene, mithin schon
vor zwey Jahren abgethane Preisfrage von der
Verfassung des Vandalenreichs und den Ursachen
seines Falls, zugeschickt worden, die daher der
Verfasser, falls er es wünscht, wieder zurück er-
halten kann.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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