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Göttingische
gelehrte Anzeigen
unter der Aufsicht
der königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der zweyte Band
auf das Jahr 1814.

Göttingen,
gedruckt bey Heinrich Dieterich.

Riga.

[Seite 1153]

Getreue Abbildungen und naturhistorische Be-
schreibung des Thierreichs aus den nördlichen
Provinzen Russlands, vorzüglich Liefland, Ehst-
land und Kurland, Bearbeitet in Verbindung mit
einem Freunde der vaterländischen Naturkunde
(W. Chr. Friebe). Herausgegeben von E.W.Drümpelmann (ausübenden Arzte und Russ.
Kaiserl. Kollegien-Assessor)
1811. sieben Hefte
in Folio, jeder von 12 bis 30 S. Text und fünf
schön gestochnen und ausgemahlten Kupfertafeln.

Wieder eins von den naturhistorischen Pracht-
werken derjenigen Art, die colorirte Abbildungen
von meist ganz bekannten und überdem schon sehr
oft und sehr gut gestochnen Gegenständen liefern.
Und doch kann es auch als solches sein Publicum
unter den bemittelten Liebhabern, nahmentlich in
den Provinzen finden, deren Fauna es beschreibt.
Es gibt die Thiere ohne systematische Ordnung, so
daß mancher Heft zugleich Säugethiere, Vögel,
Amphibien und Insecten enthält; und diese Abwech-
selung gewährt wohl den Liebhabern, auf deren
[Seite 1154] Geschmack bey solchen Unternehmungen vorzüglichst
Rücksicht genommen werden muß, die mehrste Un-
terhaltung; so wie anderseits durch eine systemati-
sche Uebersicht am Schluß des ganzen auch leicht
für den wissenschaftlichen Gebrauch gesorgt werden
kann. – Die sieben Hefte die wir anzeigen, ent-
halten drey Gattungen von Säugethieren, 19 von
Vögeln, 9 von Amphibien und 49 von Insecten
(unter dem in Deutschland seltnen Thieren dieser
letzten Classe auch den Oniscus entomon). – Für
die Schönheit des Stichs bürgt schon der Nahme
des in diesem Fache berühmten Künstlers, des Hof-
kupferstechers C. Susemihl in Darmstadt. Nur
ist die Zeichnung zuweilen verfehlt, wie z.B. am
gemeinen Salamander, dessen narbichte Haut durch
ein seltsames Versehen schuppicht ausgefallen ist.
Im Ganzen sind die abgebildeten Säugethiere, der
Biber, Baum-Marder und Hamster am mindesten
gelungen. Letztrer ist auch unrecht illuminirt; am
Bauche Nußbraun, statt Kohlschwarz, was gerade
den specifischen Character dieser Gattung macht. –
So viel es das Format des Werks gestattet, sind
die Thiere in Lebensgröße vorgestellt. – Die Be-
schreibung enthält manche eigene Bemerkungen der
Verfasser, wie z.B. daß ein brauner Grasfrosch
der eine Stunde lang in Weingeist scheintodt gele-
gen hatte, nachher im Wasser wieder vollkommen
belebt ward; daß die Wassermolche sich nur in einem
von zwey nahe bey einander gelegenen Fischleeren
Teichen aufhielten, und so oft welche davon in
den andern versetzt wurden gleich wieder in jenen
hinüber wanderten, ohne daß man die Ursache davon
ausmitteln konnte; – daß eine Zimmerspinne die
unversehens auf der Nase zerdrückt ward eine bren-
nendschmerzhafte entzündungsartige Geschwulst ver-
ursachte, die sich nach dem Gebrauch von Umschlägen
[Seite 1155] doch erst am dritten Tage verlor u. dergl. m. –
Manches ist nicht genau und bestimmt genug aus-
gedrückt, so daß es Irrthum veranlassen könnte, wie
z.B. wenn vom Salamander gesagt wird: ‘“statt
der Rippen befinden sich auf beiden Seiten große
Nerven, zwischen welchen sich Drüsen befinden etc.”’ –
Hin und wieder sind auch die Nahmen der angeführ-
ten Schriftsteller entstellt, wie z.B. Schulze st.
Sulzer (der treffliche Verf. der meisterhaften Mo-
nographie vom Hamster), Ruity st. Rutty u. dergl. –
Wenn das Werk nun in günstigern Zeiten, zumahl
bey den bemitteltern Liebhabern in den Russischen
Provinzen deren Fauna es begreift, neue Unter-
stützung zur raschern Fortsetzung hoffen läßt, so
würden wir dem Herausgeber rathen, zunächst die
interessanten dort einheimischen und in Deutschland
minder bekannten Thiere folgen zu lassen, wie den
Bär, das Elenn u. dergl. m. und dazu die treff-
lichen aber auch wenig bekannten Arbeiten der frühern
Cur- und Livländischen Naturforscher, wie z.B.
des Goldinger Arztes J.G. Weygand, des ehr-
würdigen Reichsarchiaters J. Bernh. v. Fischer
u.a. zu benutzen.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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