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Göttingische
gelehrte Anzeigen
unter der Aufsicht
der königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der zweyte Band
auf das Jahr 1810.

Göttingen,
gedruckt bey Heinrich Dieterich.

Göttingen.

[Seite 1961]

Jo. Frid. Blumenbachii institutiones phy-
siologicae
. Editio tertia auctior et emendatior.

1810. Mit Kupfern. Auf 560 Seiten in groß
Octav, statt daß die vorige deren nur 519 betrug.
Wir heben nur Einiges von den Zusätzen aus: –
Wenn der turgor vitalis im Tode gewichen, so
werden Rücken und Lenden etc. da, wo die Leiche
aufliegt, bleibends platt gedrückt, was der Verf.
zu den allersichersten Unterscheidungszeichen des
wahren Todes vom bloßen Scheintode rechnet. –
Vergleichung des abnormen Baues im Herzen beym
morbus caeruleus mit dem normalen in den Schild-
kröten. Auch bey jenem hat man beide große
Arterienstämme zusammen aus dem rechten Ven-
trikel entspringen gesehen. – Einige problemati-
sche Bemerkungen über die Meinung, daß die Milz
zur Aufnahme eines Theils des Getränkes aus dem
oberen Magenraume diene; z.B. die Lage jenes räth-
selhaften Eingeweides am Pansen der wiederkäuen-
den Thiere, welcher doch gar kein Getränke auf-
nimmt; oder die Milz bey so manchen Thieren,
[Seite 1962] die gar nicht saufen. – Daß das Nabelbläschen
ein normaler, constanter Theil sey, hat der Verf.
seit. 1787, und daß es der tunica erythroides
analog sey, seit 88 in seinen Schriften behaup-
tet. – Mit der, zumahl von den Englischen Phy-
siologen des vorletzten Jahrhunderts, urgirten Me-
tamorphose der menschlichen Leibesfrucht aus der
Froschquappenform durch die der so genannten voll-
kommneren Thierclassen, bis endlich zur menschlichen,
reimt sich des Verf. Bemerkung, daß folglich der
Bildungstrieb bey Gestaltung des menschlichen
Fötus, wenn er gestört wird, wohl auf einer von
jenen niederen Staffeln zurückbleiben könne, ohne
den Gipfel der Humanitätsform zu erreichen, daß
er aber nicht bey Gestaltung der Thiere seine Schran-
ken überspringen, und sich zur menschlichen erheben
könne. Darum finde man wohl menschliche Miß-
geburten mit mehr oder minder thierischer Bildung,
aber schwerlich je welche von Thieren mit cha-
racteristisch menschlichen Organismen. – Daß
bejahrte Weiber einen Bart kriegen, wird mit den
Beyspielen von mancherley weiblichen Vögeln ver-
glichen, die im Alter männliches Gefieder erhalten.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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