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Göttingische
gelehrte Anzeigen
unter der Aufsicht
der königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der zweyte Band
auf das Jahr 1809.

Göttingen,
gedruckt bey Heinrich Dieterich.

Bremen.

[Seite 1543]

Untersuchungen über die Natur, Ursache und
Heilung des Croup, von F. Home. Aus dem
Englischen übersetzt von F.D. Mohr, M.D.
Arzte bey der königl. Holländischen Armee.
Mit Vorrede und Anmerkungen von J.A. Al-
bers
, M.D.
66. Seiten in groß Octav. – Eine
doppelt angenehme Erscheinung, daß eine ältere
treffliche, aber nicht nach Verdienst unter uns ge-
nug bekannt gewordene Abhandlung noch nach 40
Jahren einen wackern Uebersetzer findet, und daß
ihr ein verdienstvoller, mit ihrem Gegenstande innig
vertrauter, Schriftsteller durch seine lehrreichen Zu-
sätze einen bedeutenden Vorzug vor der Urschrift
gibt. Diese ist zu ihrer Zeit noch von unserm Hal-
ler angezeigt worden. Hier also nur Einiges aus
den berichtigenden Anmerkungen. Der Croup ist
sicherlich keine neue, wenn gleich lange Zeit ver-
kannte, Krankheit, da ihn z.B. Ettmüller mit
seinem catarrhus suffocativus verwechselte etc. Al-
lerdings, wenn gleich selten, werden auch Erwach-
sene davon befallen. Auch irrt der Verfasser, wenn
er meint, er zeige sich selten fern von den Seeküsten.
Der Croup gehört stets zu den Entzündungskrank-
heiten, endigt sich aber wohl nur äusserst selten
durch Zertheilung. Das Aushusten coagulabler
Lymphe sichert bey weitem nicht vor den Tod. Die
Wiederkehr des während der Verschlimmerung der
Krankheit unterbliebenen Hustens ist Eines der er-
freulichsten Zeichen. Ueberhaupt bezweifelt Hr. Dr.
A., daß der dicke, trübe Bodensatz, der sich oft bey
[Seite 1544] großen Eiterungen im Harne zeigt, wahrer Eiter sey.
Im Croup ist er es gewiß nicht. Auch zeigt sich der
Harn bey manchen davon Befallenen während des
ganzen Verlaufs der Krankheit helle. Die in einzel-
nen Fällen wirksame Aderlasse aus der Drosselader ist
von den Americanischen Aerzten nur zu allgemein em-
pfohlen worden. Ungeachtet der Husten nicht bey
allen am Croup Kranken sehr häufig ist, so fehlt er
doch schwerlich ganz, und sein ganz eigner, auszeich-
nender Ton gehört zu den characteristischen Zeichen
der Krankheit. Sie kann auch im heissen Sommer
vorkommen. Die Behauptung des Verf., daß die
Stimmritze im Croup nie zusammengezogen oder ent-
zündet gefunden werde, widerlegt Hr. D.A. aus eignen
Leichenöffnungen. Auch pflichtet er jetzt der Meinung
nicht mehr bey, als ob die Schleimdrüsen der Haupt-
sitz der Krankheit seyen. Die Absonderung der coagu-
lablen Lymphe ist Folge, nicht, wie der Verf. vorgibt,
Ursach derselben. Ganz irrig ist auch die Meinung
von der Aehnlichkeit dieser Lymphe mit dem Schleim
der Luft- und ersten Wege; oder als ob sie im letzten
Stadium der Krankheit immer dick oder gar membra-
nös seyn müsse. Es gibt wenig andere Krankheiten,
bey welchen, so wie beym Croup, aufs principiis
obsta
alles ankömmt. Bestätigung der höchst wohl-
thätigen Wirkungen der Blutausleerungen. Hinge-
gen ist weder Laryngotomie, noch Tracheotomie, in
dieser Krankheit anwendbar, ohne welche Operation
Hr. Dr. A. mehrere fast sterbende Kinder glücklich
gerettet hat. Aus der lehrreichen Vorrede, worin
unter andern die unbedingte Empfehlung des Queck-
silbers im Croup sehr beschränkt wird, ersehen wir
mit Vergnügen, daß wir ein ausführliches Werk über
diese so bedeutende Krankheit von der Hand des wür-
digen Verf. zu erwarten haben.




Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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