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Göttingische
gelehrte Anzeigen
unter der Aufsicht
der königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der zweyte Band
auf das Jahr 1809.

Göttingen,
gedruckt bey Heinrich Dieterich.

Paris.

[Seite 1380]

Traité des pierres précieuses, des Porphyres,
Granits, Marbres, Albatres, et autres roches
propres à recevoir le poli et à orner les monu-
mens publics et les édifices particuliers; suivi de
la déscription des machines dont on se sert pour
tailler, polir et travailler ces pierres; et d’un
coup d’oeil général sur l’art du marbrier; ouvra-
ge utile aux joailliers, lapidaires, bijoutiers;
aux architectes, décorateurs etc. par C. Prosper
Brard
, attaché au Muséum d’histoire naturelle
.
1808. Zwey Theile, zusammen von 565 Seiten in
Octav, mit Kupfern. Eine aus guten Quellen
geschöpfte und für den gleich auf dem Titel ange-
gebenen Zweck sehr brauchbare Arbeit, die doch aus
den dabey nicht benutzten Deutschen Schriften von
Brückmann, des Grafen v. Veltheim, von Köhler etc.
noch vollständiger hätte gemacht werden können. –
Vorzügliche Stücke aus den großen Pariser Samm-
lungen sind nahmentlich angeführt, und überhaupt
die in Frankreich einheimischen hieher gehörigen Stein-
arten besonders genau angegeben. – Im ersten
Theile voran so viel hieher von den äussern und
physicalischen Kennzeichen der zu Schmuck, Bild-
hauerey und edlen Baukunst dienlichen Steinarten
[Seite 1381] gehört; selbst von den Proben mittelst des Löth-
rohrs und des Scheidewassers. – Zuerst dann die
so genannten edlen u.a. harte Steine, die den
Quarz ritzen. Ausführlich vom Diamant, dessen
Fundort, Vorkommen, verschiedene Art des Schnei-
dens und Schleifens desselben, Schätzung etc. Der
blaue Cyprische Diamant bey Plinius sey ein Sap-
phir. Unter den antiken geschnittenen Steinen
finden sich eben so wenig Sapphire und Rubine,
als Diamanten. Chrysoberylle, auch aus Sibi-
rien (?). Ein echter antiker roher Smaragd finde
sich in der Tiara, welche der Papst von Sr. Majestät
dem Kaiser der Franzosen zum Geschenk erhalten.
Eine neue reiche Krystallgrube bey Rive-Poulin
im Isere-Departement. Auch aus diesem Depar-
tement gediegen Blattgold in edlem Quarz. Der
Steinschleifer Kruyer zu Paris hat ein paar Kett-
chen von Bergkrystall aus dem Ganzen gearbeitet.
Blauer Quarz ritzt den farbenlosen, ohne von die-
sem angegriffen zu werden. Rauchkrystall in Talg
gesotten, verliere seine Schwärze. Der Verfasser
läugnet, daß man wirkliche Conferven in Chalce-
don eingewachsen finde. Der schöne Faserkalkstein
aus Northumberland wird zu Ohrgehängen verar-
beitet. Die Gagatkohlen-Fabrik zu St. Colombe
im Aude-Departement gibt jährlich 35,000 Francs
reinen Gewinn. Der Hauptvertrieb der daraus
gedrehten und geschliffenen Waren geht in die
Türkey. Daß der Türkis, wie hier gesagt wird,
nichts anders sey, als versteinte Stoß- und Back-
zähne von Elephanten, ist irrig. (Die echten Per-
sischen von Nischabur, die der Rec., sowohl roh,
als geschliffen, von dem berühmten Reisenden, Hrn.
Hofrath Langsdorff, erhalten hat, der sie von
Orenburg mitgebracht, sind überhaupt gar kein
Petrefact, sondern ein eigenthümliches, dem Thon-
[Seite 1382] geschlechte ungehöriges, Fossil, das in kleinen,
äusserlich knospigen, Nierchen gefunden wird. –)
Zwölf Türkisse, mit den darauf geschnittenen Köpfen
der ersten Kaiser, sind neuerlich für 9000 Francs ver-
kauft worden. Im Anhange zu diesem Theile, wie
Glasflüsse von echten Steinen zu unterscheiden. Zu-
mahl mittelst eines scharfen Stücks von Obsidian,
der nur die erstern ritzt. Von den Materialien und
Maschinen zum Schneiden, Schleifen, Poliren und
Graviren der Steine, mit deutlichen Abbildungen.

Im zweyten Bande die für Bildhauerey und edle
Baukunst tauglichen Steinarten. Porphyre, Gra-
nite, Puddingsteine u.a. Breschen, Marmor etc.
Der schöne Kugelgranit aus Corsica, wovon aber
bis jetzt nur ein einziges, 80 Pfund schweres, Ge-
schiebe am Golf von Valinco gefunden worden. Der
Schriftgranit etc. – Trapp wird in Frankreich häu-
fig als Probierstein gebraucht. Der Verf. tritt an
Einer Stelle der Meinung bey, daß der Apollo von
Belvedere nicht aus Griechischem, sondern aus Car-
rarischem Marmor gehauen sey; an einer andern
aber hält er die Frage doch noch für unentschieden.
Von dem schönen bunten Griotte-Muschelmarmor
aus dem Herault-Departement kostet der Cubik-
fuß 200 Francs, vom Carrarischen nur 72. –
Unter den Anhydriten vermissen wir hier den schön-
sten von allen, den von Sulz am Neckar, womit
der Saal im königl. Schlosse zu Stuttgard ausgetä-
felt ist. – Am Schlusse wieder ein Anhang von der
Gewinnung und Verarbeitung der Marmore, Gra-
nite etc., mit Abbildung der Mühlen, Sägen etc.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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