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Göttingische
gelehrte Anzeigen
unter der Aufsicht
der königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der zweyte Band,
auf das Jahr 1802.

Göttingen,
gedruckt bey Heinrich Dieterich.

Weimar.

[Seite 1687]

Im Verlage des Landes-Industrie-Comptoirs
ist so eben erschienen: Fr. Hornemann’s Tage-
buch seiner Reise von Cairo nach Murzuk. – Aus
der teutschen Handschrift desselben herausgegeben
von C. König (– einem jungen Arzte, unserm
ehemahligen gelehrten Mitbürger, der gegenwärtig
bey der Bibliothek des Hrn. Baronet Banks ange-
stellt ist –). 240 Seiten in gr. Octav, mit zwey
Karten. –

Das Werk enthält ausser dem Original der Reise-
beschreibung auch alle die wichtigen Abhandlun-
gen von den Herren Rennell, Marsden und Sir
W. Young, wovon oben im 146. Stück dieser
Blätter bey Anzeige der Englischen Ausgabe aus-
führliche Nachricht gegeben worden. Hier brau-
chen wir also bloß auf einige Vorzüge aufmerk-
sam zu machen, wodurch sich diese Urschrift des
Tagebuchs auszeichnet. Hr. Hornemann hatte
Duplicate davon nach London geschickt, welche
Hr. König beide mit einander verglichen und be-
[Seite 1688] nutzt hat. Der Englische Übersetzer hingegen hat
sich nur an eine dieser Handschriften gehalten.
Daher mag es kommen, das sich in der Deut-
schen Ausgabe Einiges findet, was wir in der
angezeigten Englischen vermissen, Und da unser
Reisender seine Duplicate in einem Türkischen Gast-
hof zu Tripoli fertigte, wo er beständig von einer
lauten Gesellschaft von Türken und Arabern um-
geben war, so mag Manches mit flüchtiger Feder
hin und wieder etwas unleserlich geschrieben seyn,
was erst durch Vergleichung der beiden Hand-
schriften aufgeklärt werden konnte. Dieß ist wohl
Ursache, warum nun im Original Einiges einen
andern Sinn erhält, als in der Übersetzung. So
war es z.B. dem Rec. räthselhaft, als er in
dieser las, daß H. in der weissen Harutsch sollte
fossile Muscheln mit glasartigem Bruche gefunden
haben, und die wie glasirt ausgesehen hätten.
Das Räthsel lösete sich aber, so bald er die
Stelle in der Urschrift nachschlug, wo dieß bloß
von den daselbst befindlichen Steinen, nicht von
den dazwischen liegenden Petrefacten, gesagt wird.
Und so hat dieses für die Geologie merkwürdige
und seltsame Phänomen mit denen Ähnlichkeit,
die sich unsern von Göttingen auch zeigen, wo
sich ebenfalls fossile Muscheln bey Steinen finden,
welche letztere durch ihre glasurartige oder gleich-
sam verglasete Oberfläche auffallen. Diese unsere
hieländischen sind Sandsteine, und daß die in
der Harutsch von eben der Steinart sind, läßt
sich aus des Maroccaner, Ben Alli’s, Aussage
im ersten Bande der Proceedings (S. 197) schlie-
ßen, der ausdrücklich die Steine in der weissen
Felsenwüste sandy nennt.




Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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