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Göttingische
gelehrte Anzeigen
unter der Aufsicht
der königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der erste Band,
auf das Jahr 1802.

Göttingen,
gedruckt bey Heinrich Dieterich.

Eben daselbst.

[Seite 406]

Mit dem zweyten Bande des gedachten Werks
rivalisirt ein anderes, das schon durch den Nah-
men seines in diesem Fache so berühmt gewor-
denen Herausgebers alle Aufmerksamkeit erregen
muß. Es ist dieß die Histoire naturelle des
Oiseaux de Paradis, des Rolliers et des Pro-
merops, suivie de celle des Toucans et des
Darbus. Par F. Le-Vaillant
. – Auch die-
ses Prachtwerk, wovon wir den Anfang vor uns
haben, wird eines der kostbarsten in seiner Art,
das ebenfalls zwey große Folianten in gleichem
Format, wie jenes, ausmachen, ungefähr 100
colorirte Tafeln enthalten, und nach verlaufenem
Subscriptions-Termin nicht weniger als 192 Tha-
ler kosten soll. Die Zeichnungen sind meisterhaft,
und die Farben auch, wie bey jenem, auf die
Kupferplatte aufgetragen, und so abgedruckt.
Der metallische Glanz, z.B. am Kopf und Hals
der Paradisea apoda, ist dabey vortrefflich, aber
bloß durch geschickte Farbengebung, ausgedruckt,
ohne Gold. Denn der Verf. behauptet, die Gold-
farben dieses und vieler andern ausgebälgten exoti-
schen Vögel sey bloß Folge vom Verdunsten der
Verwahrungsmittel, womit man sie gegen Wurm-
fraß zu schützen suche, und viele dieser Thiere,
die man oft in Cabineten stark goldglänzend finde,
hätten von Natur an diesen Stellen ihres Gefie-
ders bloß einen farbigen, aber nicht güldischen
Glanz; und man könne auch an solchen Federn
von hieländischen Vögeln, wie vom Staar, vom
Kopf der Ente etc. durch Salzwasser, Campher,
oder Terpentin, oder Schwefeldampf etc. mancher-
ley Glanz von farbigem Gold hervorbringen. So
[Seite 407] sey auch manches Andere, wie z.B. die vermeinte
Krause an jenen dichten Kopf- und Halsfeder-
chen des gedachten Paradisvogels, bloße Folge
der künstlichen Zubereitung der abgezogenen Haut.
Diese Behauptungen verdienen immer Aufmerk-
samkeit, wenn gleich die über den Goldglanz der
Colibris etc. ihre sehr großen Einschränkungen lei-
den muß. – Auffallend ist übrigens, daß der
Text dieses kostbaren Werks (aber auch des vor-
her angezeigten) hin und wieder durch Druckfeh-
ler entstellt wird. So heißt z.B. hier der be-
kannte Arzt auf Batavia, J. Otto Helwig, bald
Olton, bald Hotton Helbigius.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
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