Table of contents

[titlePage_recto]
Göttingische
Anzeigen
von
gelehrten Sachen
unter der Aufsicht
der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der erste Band.
auf das Jahr 1782.


Göttingen,
gedruckt bey Johann Christian Dieterich.

Berlin und Stettin.

[Seite 23]

Beyträge zur Naturgeschichte der kleinsten Was-
serthiere in den Gewässern in und um Danzig,
von Joh. Conr. Eichhorn, das. Prediger. 94 S. in
Quart mit 8 Kpfrn. Eine, so wie viele andere der
[Seite 24] Art, vermuthlich herzlich gut gemeynte, aber sehr
mislungene Arbeit, der man es nicht ansieht, daß
sich ihr Verf., wie er versichert, schon seit 11 Jahren
mit microscopischen Beobachtungen beschäftigt. Es
sollen hier etliche und siebenzig Arten kleiner Wasser-
thierchen beschrieben seyn, die Anzahl schwindet aber
sehr, da die mehresten kaum nur Spielarten, sondern
oft völlig das gleiche Geschöpf unter seinen verschie-
denen Gestalten vorstellen. So die vielen Räder-
thierchen, so die Verwandlung der gemeinen Mücke,
deren Larve Hr. E. den Wasserlöwen, so wie die Puppe
den Wasserschläger nennt. Ueberhaupt ist er nicht
blöde, die längst bekanntesten gemeinsten Dinge mit
neuen unerhörten Namen zu belegen; so heißt z.E.
hier die Larve der Frülingsfliege (Phryganaea bicau-
data
) das Wickelkind. Eben so täuschend ist es, die
längst bestimmten Namen der Thiere einer theils äus-
serst entfernten kleinen Aenlichkeit wegen so ganz un-
verändert auf andere zu transferiren. So heissen
hier kleine Würmgen Steinbutten, Flunder u.s.w.
Noch unverzeihlicher ist es, daß theils die himmelweit
verschiedensten Thiere mit einander verwechselt wer-
den, und wir z.B. unter dem gemeinschaftl. Namen
von Wasserflöhen, monoculos und vorticellas, also
Insecten und Würmer unter einander gemengt finden.
Die Abbildungen sind dabey äusserst unnatürlich und
grossentheils ganz unkenntlich. Was uns aber, frey-
lich nicht hier allein, sondern auch in manchem an-
dern deutschen Werke zur Naturgeschichte, recht wi-
derlich auffällt, sind die unzeitigen Canzeldeclamatio-
nen gegen die Atheisten, und die so oft ganz verfehl-
ten, mithin den Spöttern und Feinden des Christen-
thums immer sehr willkommenen physicotheologischen
Betrachtungen, wie hier die Anwendung der bekann-
ten Erfahrungen von den Armpolypen zum Erweis
der göttlichen Wunder des Heylandes.




Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
This page is copyrighted