Table of contents

[titlePage_recto]
Göttingische
Anzeigen
von
gelehrten Sachen
unter der Aufsicht
der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der erste Band.
auf das Jahr 1781.


Göttingen,
gedruckt bey Johann Christian Dieterich.

Leipzig.

[Seite 193]

Das fünfte Stück von des Hrn. Prof. Bal-
dinger neuen Magazin für Aerzte
ent-
hält erstens die zwar schon 1723 edirte,
aber sogleich unterdruckte. Nachricht des Dr. Klein-
feld
von Bereitung der Hallischen sogenannten Gold-
tinctur. Dann eine Probe von einer neuen Edi-
tion des Serenus Sammonicus, deren Heraus-
geber sich zwar hier nicht genannt hat, in welcher
wir aber doch sicher den geschickten Verf. des fol-
genden und mancher andern Aufsätze dieses Ma-
gazins zu erkennen glauben. Aus dem rechten
Gesichtspunkte betrachtet, kan die Arbeit sehr ver-
[Seite 194] dienstlich werden. Denn so unbeträchtlich zwar
sowol die eigentlich practischen, als poetischen
Verdienste bey diesen und verschiedenen ähnlichen
Alten sind: so können sie doch bey einer geschick-
ten Behandlung vieles nuzbares Licht zum bessern
Verständniß anderer wichtigen Schriftsteller, beson-
ders auch zur Naturkunde und Materia medica der
Alten, verbreiten; wie jeder, der sich nur der schäz-
baren Arbeiten der beiden berühmten Gothaner Rei-
nesii und Casp. Hofmanns in diesem Fache erinnert,
eingestehen wird. Der Verf. dieser Probe hat sich
seinen Plan so gedacht, daß er aus den bisherigen
Kritikern und Commentatoren Auszüge machen will,
und diese sind meist kritisch und grammatisch. Er
würde vermuthlich eine zweckmässigere und verdienst-
lichere Arbeit übernehmen, wenn er den Text für
sich nach eigener Einsicht erklärte, und mehr solche
Noten lieferte, welche sowohl die Sachen, die eine
Erläuterung bedürfen, als die Worte und die Spra-
che des S. verständlich machten. Ein kleiner Wink
hier und da auf das, was noch irgend einen, we-
niger bekannten, Nutzen haben könnte, würde ne-
benher willkommen seyn. Die wieder aufgeführten
kritischen Noten können allenfalls in streitigen oder
dunkeln Stellen noch Statt finden. Gleich die ersten
drey Verse versteht nicht jeder: und alles, was hier
beygebracht ist, hilft nichts zum bessern Verstand.
tenorem wird noch dazu falsch durch firmitas erklärt.
Der Versificator S. will so viel sagen: ut membra
enumerentur certo ordine, cum medicamenta
pari ordine enarranda sint, principium faciamus
a capite
; also ist tenor die Folge der Theile. Im
7. V. ist caelo gelehrter, was sonst in caelum heißt,
und bedeutet hier die Oberwelt, wie caelo reddi s.w.
V. 8. Aegeas muß Aegaeas (Αιγαι, Αιγαιαι) heissen.
[Seite 195] Die ganze Note über V. 14. ließ sich in drey Zeilen
fassen. Wie perducta chelidonia so viel als con-
trita
seyn soll, erfordert eine Erläuterung. Daß
perductus so viel als perunctus ist, ist uns zwar
nicht unbekannt. – Es folgt ein anderer merk-
würdiger Aufsatz des Hrn. Dr. Ackermann über den
Gebrauch des Arseniks, den man in erstaunlich star-
ken Dosen zu zwey Gran in Melancholie, und zwar
in vielen Fällen mit gutem Erfolg, gegeben hatte.
Lebensbeschreibung des ehemaligen Gröningischen
Lehrers’s Gräuwen. Hrn. Dr. Cropp zu Ham-
burg Nachlese zu Möhsens Bildnissen von Aerzten.
Der Hr. Herausgeber von der von ihm neugestifte-
ten medicinischen Lesebibliothek zum Gebrauch der
hier studirenden Arzneybeflissenen. Revisionen.
Anekdoten.

Im sechsten Stück, womit dieser zweyte Band
geschlossen wird, erst eine räthselhafte Krankenge-
schichte, die schwere Anfälle verursachte, deren
Grund sich bey der Leichenöfnung in einem vorher
nicht zu errathenden ungeheuren Tumor innerhalb
der Bauchhöhle zeigte. Eine andere vom Hrn. Hof-
medicus Wichmann in Hannover, da ein festge-
wachsener Polypus die rechte Herzkammer füllte.
Hr. Dr. Ackermann über die Behandlung neuge-
bohrner Kinder. Unter vielen guten Anmerkungen
war uns hingegen die Behauptung desto unerwarte-
ter, ‘”das Einwickeln der Kinder sey nöthig, so sehr
man auch dawider schreyen möge u.s.w.”’ Uns
dünkt das Einwickeln verwerflich, nicht weil der
würdige Rousseau, sondern weil die Natur und die
Physiologie dagegen schreyen. Wir wissen aus zahl-
reichen und sichern Erfahrungen, daß selbst sehr un-
gelenke Personen sich gar bald die völlige Fertigkeit
[Seite 196] erwerben können, ungewickelte Kinder so sicher und
gefahrlos zu handthieren, als es irgend die Paviane
mit ihren ungewickelten Jungen auf den Aesten der
Bäume thun können. Des Hrn. Herausgebers Aus-
zug aus der medicinischen Litteratur in Hrn. Denis
Merkwürdigkeiten der Garellischen Bibliothek. Dr.
Kohlhans vom äusserlichen Gebrauch des kalten
Wassers. Hr. Merk aus Darmstadt von besserer
Bereitung des Violensyrups. Recensionen. Nach-
richten. Anekdoten.



Blumenbach, Johann Friedrich. Date:
This page is copyrighted