Blumenbach - online Digitalisate und Transkriptionen zu den Briefregesten
Absender/Empfänger: Georg Carl von Welden an Blumenbach.
Datum: 1829, Nov. 19
Ort: Bayreuth
Überlieferung: Göttingen, Universitätsbibliothek, Cod. Ms. Blumenbach XI, nach S. 168.
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Transkription
Euer Hochwohlgeboren!
Hochzuverehrender Herr JubelGreis!
Das seltene frohe Fest, welches Euer Hochwohlge-
boren vor wenigen Tagen gefeiert haben,
macht es Jedem, dem es vergönnt war, in
Ihrem geistreichen FamilienZirkel Belehrung,
und Erhebung zu finden, zur angenehmen Pflicht,
Ihnen, Ihrer Familie, und der ganzen gelehr-
ten Welt Glück zu wünschen, und für Ihr
Wohlergehen die innigsten Wünsche zum Himmel
zu senden. – Erlauben Sie daß auch ich mich
unter die zahlreichen Reihen derjenigen
stelle, die gewiß aus vollem Herzen, und
mit treuer Anhänglichkeit in das allgemeine


[Seite 2]

DankGebet einstimmen.

Zugleich komme ich nicht umhin, meine lebhafte
Freude darüber auszudrücken, daß mein
König die Anerkennung Ihrer hohen Verdienste
um die Welt, durch ein äußeres Zeichen
an den Tag [durchgestrichen: zu] legte, und zwar auf eine
so auszeichnende Weise. Alle Zeitungen
enthalten diese rührende Freundlichkeit.

Es will sich freilich nicht passen, daß ich diesen Zeilen
die blos die Wünsche eines dankbaren Gemüthes
Ihnen darbringen sollten, noch etwas Anderes
anhänge; allein, da es nicht uninteressant ist,
und ein neuer, merkwürdiger Beleg für die ver-
gleichende Anatomie, oder wenigstens für die Lehre
von der Bildung des Steines werden könnte, nehme
ich keinen Anstand Ihnen Folgendes mitzutheilen:

Vor einiger Zeit fiel hier ein Pferd, welches einem
Müller gehörte, am Wagen und war augenblicklich
todt. Da dasselbe bis dahin gar keine Spuren von Krank-
heit gezeigt, und seinen Dienst Tag für Tag geleistet


[Seite 3]

hatte, wurde es geöffnet, und man fand – incredibile
dictu – 28 Pfund Steine in dem colon, welche so
auf einander geschichtet waren, daß man deutlich
sehen konnte, wie sie bei den Bewegungen des Pferdes,
namentlich im Trabe mögen geschottelt haben. Hierun-
ter waren einzelne Steine von 5 bis 8 Pfund, und
doch war dieses Pferd bis zu dem Tage, an welchem
es todt zur Erde fiel, vollkommen gesund, und dem
Anscheine nach auch schmerzlos. – Man schreibt der Kleie,
womit es häufig gefüttert wurde, diese Wirkung
zu. – Ich habe mir viele Mühe gegeben diese Steine
für Sie zu acquiriren allein ich konnte sie nicht
bekommen, sie wurden angeblich nach München geschickt.
Ein fernerer merkwürdiger Fall ist, daß neulich eine
Frau ein Kind mit einem großen Bart gebar, und
angiebt, sich an einem Sapeur versehen zu haben.
Entschuldigen Sie die Freimüthigkeit eines ehemaligen
Schülers, der weiß, daß es im Gebiete der Natur Geschichte
nichts giebt, was Ihnen uninteressant wäre.

Mit der Bitte, meine herzlichen Wünsche auch auf Ihre
Frau Gemahlin übergehen zu lassen, nenne ich mich
mit ausgezeichneter Verehrung
Euer Hochwohlgeboren
ergebenen
Dr. Fr[ei]h[e]rrn von Welden, k[öniglich] b[ayerischen] Kammerherrn
[und?] Kreis[-] u. StadtGerichts Assessor

Bair[euth] am 19ten Nov. 1829
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