Blumenbach - online Digitalisate und Transkriptionen zu den Briefregesten
Absender/Empfänger: Blumenbach an Johann Isaak von Gerning.
Datum: 1810, Dez. 7
Ort: Göttingen
Überlieferung: Göttingen, Universitätsbibliothek, 2 Cod. Ms. philos.182 : J. F. Blumenbach, 7.12.1810.
Digitalisat und Transkription
Wiedergabe der Fotos mit freundlicher Genehmigung des ehemaligen Eigentümers des Briefes, Reinhard Hildebrand, Münster.

Transkription
(Auf Grundlage der Transkription in Hildebrand, Reinhard: „Ein vergeblicher Versuch, die von Gerningsche Insektensammlung an die Universität Göttingen zu vermitteln: Johann Friedrich Blumenbachs Brief an Johann Isaak von Gerning aus dem Jahr 1810“, in: Jahrbuch des Nassauischen Vereins für Naturkunde 139 (2018), S. 95–108, S. 97–100; abweichende Lesungen rot markiert).
Göttingen den 7ten Xbr [18]10.

Daß ich, mein Verehrtester Herr und Freund, alles das
meinige redlich gethan habe um unserm Museum ihre un-
schätzbare InsectenSammlung zu acquiriren bedarf hoffentlich
nicht erst meiner Versicherung.

Leider aber hat es mir damit nicht geglückt. Denn unser für
unsre Universität und deren Institute übrigens so höchstthätiger
verdienstvoller Herr Studiendirector schrib mir in einem vo-
rigen Dienstag erhaltnen Briefe: „Wie gern ich des Hrn v. G[erning] Sammlung
zu einem integrirenden Theile ihres Museums machte, brauche ich
Ihnen wohl nicht erst zu sagen. Aber – bey den ungeheuren
Ausgaben die auf dem Schatze lasten, bey den großen Ausgaben
die bloß für Göttingen im nächsten Jahr aus dem Schatze be-
stritten werden müßen, kann ich keinen Antrag darauf machen
daß S[ein]e Maj[estät] eine solche Summe zum besten Göttingens abermals
aus dem Schatze anweisen, selbst wenn diese in Terminen bezahlt
werden sollte. So wenig aber der Schatz zur Uebernahme dieser
Summe im Stande ist, eben so wenig vermag es auch der
Fonds des öffentlichen Unterrichts, aus deßen Einkünfften die
Universitätsinstitute, die frankischen Stiftungen u. a. öffentliche
Anstalten unterhalten werden müßen, p p“

Daß ich aber meinerseits bey alle dem die Sache nicht aus


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dem Gesichte verlieren werde, und wärs auch selbst um sie
anderwärts anzubringen, darauf können Sie Sich verlaßen.

In G. bin ich auf der Rückreise 3 Tage geblieben habe überall und
zwar vor allem am rechten Orte mit aller Wärme eines treuen
Freundes zum besten unsers würdigen Schl. gesprochen, aber auch
vor der Hand ohne den von uns beabsichtigten u. gewünschten Erfolg.

Bey näherer Untersuchung des netten kleinen aus Eisen ge-
goßnen Mohrenköpfchens habe ich , sobald ichs von seinem hölzernen
Postamente abgenommen, gefunden, daß es ein alter Degen-
Knopf gewesen. versteht sich aber doch nur aus dem XVten oder
XVIten s[a]ec[ulum]. Ich melde Ihnen dieß mit dem schuldigen Erbiethen
Ihnen denselben, falls er doch vielleicht für Sie noch einen be-
sondern Werth hat, dann mit ehster Gelegenheit dankbar
zu remittiren. sonst würde michs freuen ihn behalten zu dürfen.

Behalten Sie mich lieb und grüßen meinen alten theuren
Freund Wagner aufs freundlichste und verbindlichste von mir.

Mit Herz und Mund Ihr
treustergebner
J. Fr. Blumenbach
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