Blumenbach - online Digitalisate und Transkriptionen zu den Briefregesten
Absender/Empfänger: Blumenbach an Wilhelm Gottlob Becker.
Datum: 1809, Nov. 27
Ort: Göttingen
Überlieferung: Universiteitsbiblioteket Uppsala, Waller Ms de-00374.
Transkription
Göttingen den 27ten Nov. 1809

Wohlgebohrener Herr
Hochzuverehrender Herr Hofrath

Diesen Morgen communicirte mir unser würdiger Herr
geh. Justizrath Heyne einen Brief, den ihm Euer Wohlgebohrenen
am 25ten vorigen Monats geschrieben, und woraus ich zu meinem
größten Verdruß ersehe, daß Sie ein Briefchen von mir vom
27ten Maij d. J. welches H. Heyne einschließlich an Sie zu besorgen
sich erboten hatte, noch nicht erhalten haben. Ich eile daher,
gleich mit heutiger Post das wesentliche daraus nachzuholen.
Wohl schon vor Jahr und Tag äußerte ich einmal in einem Brief
an Carl August Böttiger den Wunsch oder eigentlich solche[?] Anfrage, ob
ich etwa durch seine Fürsprache bey Euer Wohlgebohren die beiden
herrlichen Abbildungen der Dellavalleschen Mumien aus Ihrem clas-
sischen Augusteum einzeln erhalten könnte; beschied mich aber
gerne, da nichts darauf erfolgte, daß Sie Selbst kein über-
zähliges Exemplar desselben besäßen.
Hingegen erhielt ich den 26 Maij a.c. durch die Dieterichsche Buch-
handlung mit der Meßgelegenheit ein Paket mit 2 Exemplaren
vom 5ten Heft des Augusteums nebst einem dazu gehörigen und
von Ihrer Hand an mich adressierten Brief, worin Sie einen Herrn
Zangen als Überbringer dieser beiden Hefte empfahlen.

Letzter aber hatte diesem offnen Briefe in Leipzig ein P.S.

[Blatt 2]

beygefügt, des Inhalts daß er der Zeitumstände halber seine
Reise über Göttingen aufgeben müßen und mir daher Ihren
Brief mit den 2 Ex. des 5ten Hefts durch H. Dieterich schicke.
Natürlich wandte ich mich bey dieser Verwechslung sogleich an
Hrn. Heyne, in der Vermuthung daß diese Ex. für ihn gesollt, er-
hielt aber durch ein Billet (das ich so wie Ihren an mich adressirten
Brief [...] aufgehoben habe) die Antwort

ich verstehe das nicht, an mich schreibt H. HR. Becker auch und
schickt 1 Ex. Das ist subscrib. für die Bibl. Ich werde
ihm schreiben und deswegen anfragen. Wollen Sie ihm auch
schreiben, so senden Sie mir ein Briefchen zu.

Von diesem Erbiethen habe ich damals stehenden Fußes Gebrauch
gemacht und Hrn. Heyne gleich Samstag [geschrieben in Form des astrolog. Planetensymbols für den Saturn] den 27ten Maij die oberwähnte
Inlage an Euer Wohlgebohren selbst gebracht, die aber leider
nicht angekomen seyn muß.
Inzwischen haben jene beiden Ex. des 5ten Hefts wohlverwahrt und
unbenützt in meinem Beschluß gelegen [über der Zeile nachgetragen: sind mir aber darüber nie aus den Augen somit dem Sinn gekommen] und nun da ich aus
Ihrem neulichen Briefe an Hrn. Heyne diesen Morgen ersehe, daß
dieselben für den Hrn. HR. Völkel bestimmt sind und dieser dagegen
die beiden von mir so sehnlich gewünschten köstlichen Mumien-

[Blatt 3]

blätter erhalten hat womit Sie mich zu erfreuen die gewo-
gentliche Absicht gehabt, so schreibe ich ihm ebenfalls sogleich mit
der heutigen Post, frage ihn ob ich ihm die Hefte mit der Post
oder mit sicherer Gelegenheit zusenden soll und hoffe daß ich da-
gegen von ihm jenes mir so theure von Ihrer Güte mir zu-
gedachte Geschenk der beiden meisterhaften Blätter
erhalten werde; wofür ich Ihnen
indeß meinen allererkenntlichsten herz-
lichsten Dank abstatte: und mit in-
niger Hochachtung und Ergebenheit
die Ehre habe zu beharren
Euer Wohlgebohrenen
gehorsamster Diener
J. Fr. Blumenbach
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